Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Oberste Heeresleitung vor den Frühjahrskämpfen. 
Front durch Druck auf den Nordflügel zu unterstützen; General Luden- 
d orff selber suchte an diesem Tage das Oberkommando der 6. Armee in 
Tournai auf, um sich an Ort und Stelle Klarheit über dessen Auffassung zu 
verschaffen. Vei den Franzosen wurde nur die Verschiebung kampfkräftiger 
Divisionen aus den Verdun-Reserven nach der Champagne und nach Loth- 
ringen als Änderung vermerkt. Dann aber hieß es: Durch den Siegfried- 
Rückzug zwischen Arras und Soissons wird die feindliche Führung 
„für ihre Offensive vor einen neuen Entschluß gestellt. Die von 
den Engländern an der Somme-Front, von den Franzosen zwischen Avre 
und Oise vorbereiteten Angriffe sind in der beabsichtigten Weise nicht mehr 
durchzuführen". Die neue Lage werde eine Verschiebung des Angriffsbeginns 
über Ende März hinaus'), aber auch eine veränderte Angriffsrichtung mit sich 
bringen. Ein Angriff gegen unsere neue Stellung selbst koste infolge des 
Bahn- und Straßenbaus, des Artillerieaufmarsches und des Heranführens 
der nötigen Munition sehr viel Zeit. Es liege daher der Gedanke nahe, daß 
die Verbündeten wahrscheinlich nur tastend folgen, ihre Hauptkräfte aber 
dazu verwenden werden, den bereits an den Flügeln der neuen Stellung in 
Vorbereitung befindlichen Angriffen eine größere Stoßkraft und Breite zu 
geben. „Zunächst werden allerdings die Verbündeten einen Angriff unserer- 
seits erwarten2). Die Verschiebung ihrer Kräfte nach Osten und Norden 
wird daher voraussichtlich erst ganz allmählich erfolgen." Auf der englischen 
Front könne der bisherige Nebenangriff Vimy—Arras zum Hauptangriff 
werden, bei den Franzosen der Angriff Vailly—Reims durch einen solchen 
in der Champagne ergänzt werden. 
Die in dieser Lagenbeurteilung ausgesprochenen Grundgedanken blieben 
maßgebend für die weitere Vorbereitung der Abwehr. Am den Gegner von 
der Siegfried-Stellung noch möglichst lange fernzuhalten und seine dort fol- 
genden Kräfte zu fesseln, befahl die Oberste Heeresleitung bei Abschluß der 
»».März. Rückwärtsbewegung am 19.März, das Vorfeld der Stellung auch in offen¬ 
>) Nach einer Aufzeichnung des Gen. vonKrafft vom I.März (S.69, Anm. l) 
habe man bei der O. H. L. damals den eigenen „Zeitgewinn auf ein bis zwei Monate" 
berechnet (Mitteilung des Gen. von Krafft vom Dez. 1938). — Vgl. S. 192. 
2) Im Entwurf der Nachr. Abt. der O. H. L. war dieser Satz nicht enthalten (Mit¬ 
teilung des Obersten von Rauch vom Dez. 1938). Am 16. März meldete die Nachr. Abt. 
der O. H. L. den Einsatz stärkerer feindlicher Kräfte an der Arras-Front, anscheinend 
„zum Einlernen vor einem größeren Angriff"; der Aussage von dort gemachten Ge- 
fangenen: „Man erwarte einen deutschen Angriff", scheint sie keinen rechten Glauben 
geschenkt zu haben. — Tatsächlich hat aber Feldm. Haig vorübergehend solche Erwartung 
gehegt (S. III).
	        
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