Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Lage an der Westfront. 
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englisch-französischem Einfluß stehenden Kriegspartei zu handeln, es konnte ■' 
aber auch eine von den enttäuschten und aufgehetzten Volksmassen aus- 
gehende, alles umstürzende Bewegung sein. Die Lage zu einer Offensive an 
der Ostfront auszunutzen, fehlten die Kräfte. Auch schien es durchaus mög- 
lich, daß bei solchem Versuch das russische Volk sich zu vermehrtem Wider- 
stände zusammenraffte. So ging das Streben der Obersten Heeresleitung in 
voller Übereinstimmung mit den politischen Erwägungen des Reichskanzlers 
schon bald dahin, den Zersetzungsprozeß, der jetzt begonnen zu haben schien, 
nicht durch militärische Unternehmungen zu stören, sondern durch Propaganda 
zu fördern. 
In diesen Tagen teilte aber auch der Admiralstab ein alle Erwartungen 
übertreffendes Versenkungsergebnis des Unterseekrieges 
im Monat Februar mit. Er gab es mit 781 000 Tonnen an1), wäh¬ 
rend — wie am 17. März amtlich verlautete — „unter Berücksichtigung der 
dadurch hervorgerufenen Einschränkung des englischen Seeverkehrs die Cr- 
Wartungen der Marine schon erfüllt worden wären, wenn rund 525 000 
Tonnen versenkt worden wären"; die Erwartungen seien also um nahezu 
50 v. H. übertroffen. Das mußte die Zuversicht heben, auf dem eingeschlagenen 
Wege zum Ziele zu kommen. 
Unterdessen waren im W e st e n an der Somme-Front in den Nächten 
zum 13. und 14. März auch bei der 2. Armee die vorderen Kampfstellungen 
vor zunehmendem feindlichen Druck geräumt worden. In der Nacht zum 17. 
begannen der linke Flügel der 6., die 1. und 2. Armee, sowie der rechte Flügel 
der 7. Armee den Rückzug in die Siegfried-Stellung. Er verlief planmäßig, 
vom Gegner zunächst unbemerkt und völlig ungestört; am 19. März sollte 
er im wesentlichen beendet sein"). 
In der Lagenbeurteilung der Obersten Heereslei- i«.®ta*a 
tung vom 18. März wurde damit gerechnet, daß die Engländer an den 
Vimy-Höhen und an der Straße Arras—Eambrai angreifen würden, an 
letzterer Stelle „bisher wohl" in der Absicht, den Hauptangriff an der Somme- 
x) Tatsächlich war das Ergebnis, wie die Nachprüfung nach dem Kriege ergeben 
hat, geringer. Der Unterschied ist hauptsächlich dadurch zu erklären, daß bei der Art 
des ^lnterseekrieges 1917 (vorwiegend warnungsloses Versenken und stärkere feindliche 
Abwehr) die Schätzung der Größe der Handelsschiffe für die Anterseeboots-Komman- 
danten beträchtlich schwieriger war als 1915/16 (vorwiegend Überwasserkriegführung 
und geringere Abwehr), und dadurch, daß mehr torpedierte Schiffe in den Hafen ge¬ 
langten, als man annahm. 
2) Näheres S. 138 ff. 
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