Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Stärkeverhältnisse. 
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Heer noch um etwa 10 v. H. vermehren. Von den Mittelmächten schien 
Deutschland noch keine Erfatzschwierigkeiten zu haben und konnte, wie man 
annahm, wohl auch die Zahl seiner Verbände noch erhöhen. Österreich- 
Ungarn aber stand, wie man glaubte, vor dem Zusammenbruch seiner mili- 
tärischen Kraft, der vielleicht noch vor Eintritt des Winters, sonst wäh- 
rend desselben erwartet wurde. Das bulgarische Heer schien hinsichtlich der 
Menschenreserven gut dazustehen, sein innerer Halt sollte jedoch zu wünschen 
übriglassen. Die Türkei — so nahm man an — mußte in ihrem Truppen- 
bestand langsam, aber sicher sinken. 
Ein Vergleich des vorhandenen Kriegsgeräts ergab nach der- 
selben französischen Berechnung, daß die Alliierten auch hierin den Mittel- 
mächten erheblich überlegen waren. Sie verfügten über mehr als das 
Doppelte an Maschinengewehren, über das IV-sache an Feldgeschützen und 
über ein Mehr von rund 200 schweren Geschützen. Ihre Munitionsvor- 
räte waren gewiß stark zusammengeschmolzen, konnten aber — besonders 
bei den Westmächten — bei etwas ruhigerer Lage durch die täglich steigende 
Herstellung in wenigen Monaten auf die für neue große Operationen 
erforderliche Höhe gebracht werden. An Luftstreitkräften war die Entente 
wesentlich stärker als ihre Gegner. 
Die großen Angriffe im Westen und Osten hatten trotz erheblicher 
zahlenmäßiger Überlegenheit und gewaltiger Vlutopser nicht die erhofften 
Erfolge gebracht. Angriffsschwung und Zuversicht der Truppe waren nicht 
mehr dieselben wie bei Beginn der Offensiven, schienen aber immer noch 
ausreichend, um diese fortzusetzen. 
Stärker war die Stimmung der Bevölkerung gesunken. In England 
und Frankreich war man über die hohen Verluste beunruhigt, denen nur 
geringe Erfolge gegenüberstanden. Dem Präsidenten Poincare machte 
auch das immer häufigere Auftreten kommunistischer Propaganda ernste 
Sorge'). 
Die Frage, ob und wann Rumänien auf feiten der Entente in 
den Kampf treten würde, hatte die alliierten Heeresleitungen schon seit 
langem lebhast beschäftigt. Über den Wert seines Eingreifens waren die rus- 
fische und französische Führung verschiedener Ansicht gewesen^). Der russische 
Generalstabschef, General Alexejew, hatte im Januar 1916, nach dem 
Mißerfolg an der Strypa^), zu einer Zeit also, da das russische Heer den 
*) Poincare, „Au Service de la France", Vd. VIII: „Verdun", S. 319. 
2) F. I. Wassiljew: „Strategischer Überblick des Krieges 1914—1918." Die 
rumänische Front. Moskau 1922. S. 52 ff. 
3) Vd. IX, S. 309 ff.
	        
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