Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die neue Oberste Heeresleitung. 
l. November. Heeresleitung aus der Front zur Verfügung gestellt werden mußten. Mitte 
November 1916 ordnete das Kriegsamt auf dringendes Ersuchen der 
Obersten Heeresleitung an'), daß zurückgestellte Facharbeiter kriegswirtschaft- 
lichen Betrieben bis auf weiteres nur mit Zustimmung der Betriebsleiter 
wieder entzogen werden dürften, und daß im Vefatzungsheere vorhandene 
Facharbeiter restlos der Kriegsindustrie zur Verfügung zu stellen seien. 
Dadurch wurden die Bemühungen der Ersatzbehörden, Zurückgestellte für 
die Front frei zu machen, vollends in Frage gestellt; ihr künftiger Erfolg 
hing davon ab, inwieweit es gelang, durch fachliche Schulung nicht dienst- 
fähiger Männer sowie von Frauen geeignete Ersatzkräfte in ausreichender 
Anzahl zu gewinnen. 
So stand vorerst als Ersatzquelle außer Wiedergenesenen im wesent- 
lichen nur noch der Rekrutenjahrgang 1898 zur Verfügung, der an Kriegs- 
verwendungsfähigen, abzüglich der bereits freiwillig eingetretenen, rund 
310 000 Mann zählte. Die Einstellung dieses einstweilen letzten Jahr- 
ganges hatte das Kriegsministerium bisher möglichst hinauszuschieben ge- 
sucht. In einer Anfang Juni 1916 stattfindenden Sitzung von Vertretern 
der Ersatzbehörden hatte der Referent der Ersatzwesen-Abteilung des 
Kriegsministeriums erklärt, „daß wir die Aushebung und Einstellung des 
Jahrgangs 1898 soweit nur irgend menschenmöglich zurückstellen müssen, 
wenn wir nicht einen unserer empfindlichsten Lebensnerven schädigen 
wollen". Dieser Jahrgang von „jungen und militärisch noch nicht voll- 
wertigen Wehrpflichtigen" dürfe „nicht etwa auf Kosten der reklamierten 
älteren Jahrgänge bluten, wenn nicht ein eisernes Muß es verlangt". 
Dieses eiserne Muß lag nach Ansicht der Obersten Heeresleitung vor. 
Am 14. September hatte der Generalfeldmarfchall an das 
Kriegsministerium geschrieben: 
„Nach dem Durchhalten der jetzigen schweren Kämpfe wird das nächste 
Frühjahr eine neue äußerste Kraftanstrengung von uns fordern. Ob es die 
letzte ist, kann dahingestellt bleiben; der, die uns jetzt bevorsteht, müssen wir 
gewachsen sein." Durch Rumäniens Eintritt in den Krieg seien die 
Reserven unter das zulässige Maß gesunken. „Solche neu zu schaffen, um 
allen Wechselfällen die Stirn bieten zu können, ist die nächste und wich- 
tigste Aufgabe. Spätestens im Februar 1917 müssen neue kampfkräftige 
Verbände zur Hand sein. Daß unter diesen unbedingt erforderlichen Neu- 
. bildungen der laufende Ersatz für spätere Monate zurückgeht, darf uns nicht 
') Hierzu schrieb Genlt. a.D. Groener im Aug. 1937: „Meine Bemühungen, 
die O. H. L. möge sich in der Zurückstellungsfrage aller Eingriffe enthalten, waren 
erfolglos."
	        
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