Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. H. L.: Entwicklung der Gesamtlage. 
vorausschauend bereits seit Oktober mit den ersten Vorbereitungen für die 
Räumung des in solchem Falle dem Gegner zu überlastenden Gebietes 
begonnen. Die Siegsried-Stellung war gegen Ende Januar so weit ge- 
fördert, daß die erste Linie mit vielfach starken Hindernisten und guten 
Unterständen im großen ganzen als verteidigungsfähig galt. 
Die von der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht am 
24. Januar. 24. Januar eingereichte Beurteilung der Lage sagte, wie schon frühere, daß 
mit „Teilangriffen, auch solchen größeren Stils" gerechnet werden mttste, 
und wies zum Schluß darauf hin, daß die Härten der Witterung und der 
Bodenverhältniste, namentlich in den Trichterfeldern an der Somme, eine 
erhebliche Erschöpfung der in der Front stehenden Truppen mit sich brächten» 
In den folgenden Tagen meldete die Nachrichten-Abteilung, daß 
im Frühjahr die Engländer 1200, die Franzosen 800 Tanks bereit haben 
würden. Am 22. Januar sollten die ersten 10 000 Portugiesen nach Frank- 
reich eingeschifft worden sein, 20 000 weitere sollten folgen; ihr Kampfwert 
wurde allerdings gering eingeschätzt. An der Somme zogen die Franzosen 
— wie festgestellt war — Kräfte heraus, verstärkten sich aber anscheinend 
erheblich im Räume um Velfort. Mit der Möglichkeit eines größeren 
Angriffs an dieser bisher recht ruhigen Stelle wurde seitdem gerechnet). Die 
gleichzeitig gemeldeten Mobilmachungsmaßnahmen der Schweiz*) bedeuteten 
demgegenüber einen gewissen Schutz. Wenn am 1. Februar der unein- 
geschränkte tlnterseekrieg begann, war vielleicht mit neuen Gegnern zu 
rechnen; allerdings lagen Ende Januar Nachrichten vor, daß Holland sich 
etwaigen englischen Landungsversuchen widersetzen und wenn irgend mög- 
lich neutral bleiben würde. 
Im Mittelpunkt aller Gedanken stand der zweifellos bevorstehende 
neue schwere Ansturm von Engländern und Franzosen gegen die deutsche 
Westfront einerseits, die Hoffnung auf rasche Wirkung des Anterseekrieges 
andererseits. Die Entscheidung des Krieges schien vor der Tür zu stehen. 
Leider aber war die Munitionsfertigung zur Abwehr der erwarteten 
Angriffe hinter den von der Obersten Heeresleitung aufgestellten Forde- 
rungen stark zurückgeblieben. 
Eine neue Denkschrift der Heeresgruppe Kronprinz 
Rupprecht brachte den Stein ins Rollen. Den Anstoß haben Bedenken 
») S. 185 f. 
2) Die Schweiz hätte bei Kriegsbeginn 25V 000 Mann einberufen, diese 
Zahl war dann allmählich auf etwa 30 000 herabgemindert worden. Am 
16. Jan. 1917 wurde sie durch Einberufung von zwei Divisionen wieder auf 80 000 
erhöht. (General P. C. Bordeaux: „La Luisse et son armee dans la guerre 
mondiale 1914/19.")
	        
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