Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. H. L.: Entwicklung der Gesamtlage. 
Heerestruppen, einheitliche Organisation aller Verbände, Vereitstellung 
ausgeruhter Reserven und vor allem planmäßige Ausbildung des gesamten 
Heeres für die im Frühjahr erwarteten Kämpfe mit äußerster Tatkraft 
betrieben'). 
2. Der Thronwechsel in Österreich-Ungarn und seine 
Auswirkungen. 
21.November. Am 21.November 1916 war Kaiser Franz Josef, der volle 
38 Jahre hindurch Deutschlands treuester Freund und Verbündeter gewesen 
war, aus dem Leben geschieden. „(Bs fiel dem greisen Herrscher sicherlich 
nicht immer leicht" — so urteilt das österreichische amtliche Werk über den 
Kriegs —, „der Armee des Verbündeten den Vorrang einzuräumen, den 
sie schon nach Stärke und Ausrüstung in Anspruch nahm, und es 
legte sich ihm wohl auch mancher Schatten auf die Seele, sobald er sein 
eigenes Heer vom Kriegsgott weniger begünstigt sah als das deutsche. Aber 
abgeklärte Erfahrung und reicher Einblick in die Geschehnisse ließen ihn 
Empfindlichkeiten gegenüber sachlichen Forderungen und Notwendigkeiten 
bei allen Gelegenheiten zurückstellen. Trotz mancher Verstimmungen war 
die Unwandelbarkeit des Bündnisses der beiden Kaisermächte für ihn eine 
Selbstverständlichkeit, an der es kein Deuteln und Rütteln gab." 
Nachfolger wurde der 29jährige Kaiser Karl. Er war erst 1914 
durch die Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand zum unmittelbaren 
Thronfolger aufgerückt und hatte bis dahin im Heere nur Frontdienst getan. 
Bei Kriegsausbruch dem Hauptquartier des Erzherzogs Friedrich zugeteilt, 
hatte er seit dem Frühjahr 1916 an der Spitze eines Korps gegen Italien, 
dann einer Armee und Heeresgruppe gegen Nußland auch die höhere 
Truppenführung persönlich kennengelernt. Anbefriedigt von der Abwehr- 
aufgäbe, die sich entgegen der bei Bildung der Heeresgruppe bestehenden 
Absicht eines einheitlich zu führenden Gegenangriffs ergabt, daneben sich 
beengt fühlend durch die Beigabe eines deutschen Generalstabschefs, hatte 
der Erzherzog-Thronfolger am 25. September einen Urlaub erbeten, von 
dem er nicht zurückkehren, sondern an die Seite des greisen Kaisers berufen 
werden sollte. Die dankbarere Aufgabe, die seiner nunmehrigen „Heeres- 
front'") bald darauf durch Beteiligung an den Angriffsoperationen gegen 
Rumänien zufiel, führte ihn aber am 12. Oktober doch auf seinen mili- 
tärischen Posten zurück, bis er am 11. November wegen Erkrankung des 
Kaisers Franz Josef von dieser Stellung abgerufen wurde. 
i) Näheres wird 23b. XII enthalten. — 2) Bd. V, S. 722. — 3) Bd. X, S. 510. 
— 4) 6.250.
	        
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