Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Entscheidende Aussprache zwischen Kanzler und O. H. L. 469 
Kampf für ein Hinausschieben der Entscheidung nicht auf. Er hielt es zwar 
nach wie vor für verhängnisvoll, wenn der uneingeschränkte Unterseekrieg 
durchgeführt werde und damit — wie er sicher annahm — Amerika in den 
Krieg eintrete, aber er sah auch keine Möglichkeit, die von der Obersten 
Heeresleitung als ernstlich gefährdet angesehene Lage zu Lande durch 
irgendwelche anderen Maßnahmen oder auch nur Hoffnungen zu stützen; 
weder glaubte er, in irgendwie absehbarer Zeit zum Frieden kommen, noch 
sonstige Erleichterungen der Lage in Aussicht stellen zu können. Cr faßte 
die Kollektivnote der Entente vom 30. Dezember') „als eine apodiktische 
Absage der Verhandlungsbereitschaft"2) auf. Wohl sah er eine Revolution 
in Rußland als „vielleicht wahrscheinlich" an; wann sie ausbreche, schien ihm 
aber durchaus ungewiß. So vertrat er den Standpunkt: „Forderten die 
beiden Feldherren den U-Boot-Krieg als notwendiges Kriegsmittel, rati- 
habierten') sie damit die Anschläge der Marine und erklärten sie sich stark 
genug, bis zum Eintritt des von der Marine gewährleisteten Erfolges alle 
Folgen des U-Boot-Krieges, auch den Krieg mit Amerika, zu tragen, dann 
mußte ich in der Lage sein, meinen Widerspruch auf einen ganz klaren und 
durchschlagenden Grund zu stützen ... Der U-Boot-Krieg, sowohl die 
Führung wie die Unterlassung desselben, blieb ein Experiment. Wurde 
von der Obersten Heeresleitung mit dem ganzen Nachdruck, der ihrer 
Stimme zukam, behauptet, daß eine erfolgreiche Beendigung des Krieges 
den U-Boot-Krieg bedingungslos fordere, aber auch durch die von ihr 
akzeptierten Zusicherungen des Admiralstabes gewährleistet werde, dann 
mußte ich einen greifbaren Anhalt für die Aussicht vorführen können, auch 
ohne U-Boot-Krieg den Krieg in einer für Deutschland annehmbaren Form 
zu Ende zu bringen"4). 
Diese Möglichkeit hielt der Kanzler nicht für gegeben. Die Aussichten 
des Unterseekrieges aber sah er wesentlich günstiger an als noch am 
31. August. Im einzelnen führte er bei der Besprechung aus°): Cr wolle 
„zu erreichen versuchen, daß Amerika draußen bleibt"; mit seinem Eintritt 
in den Krieg gegen uns müsse man aber rechnen. Holland und Dänemark 
würden nicht am Kriege teilnehmen, „wenigstens so lange nicht, als sie nicht 
sehen, daß der U-Boot-Krieg keinen Erfolg für uns bedeutet". Wenn in 
der Schweiz die Lebensmittel knapp würden, sei anzunehmen, daß die 
Entente versuchen werde, den Durchmarsch französischer Armeen oder sogar 
1) S. 462. 
2) Anters. Aussch., S. 259. 
3) Ratihabieren = anerkennen. 
4) Anters. Aussch., 6.258 s. 
5) Aufzeichnung der O. H. L,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.