Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Scharfe Ablehnung des Friedensangebotes. 
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„Sie versichern noch einmal, daß ein Friede nicht möglich ist, solange 
nicht Gewähr besteht für die Wiederherstellung (reparaticm) der verletzten 
Rechte und Freiheiten, für die Anerkennung des Grundgesetzes der Ratio- 
nalitäten und der freien Existenz der kleinen Staaten, solange nicht eine 
Regelung sicher ist, endgültig die Ursachen zu beseitigen, die so lange die 
Völker bedroht haben, und die einzig wirksamen Bürgschaften für die Siche- 
rung der Welt zu geben." Dann folgten Ausführungen über die Leiden 
Belgiens, das Anspruch habe auf Wiedergutmachung (reparation:--), 
Garantien und Sicherheiten für die Zukunft. 
Diese Antwort zerschlug schon durch den Ton, in dem sie abgefaßt 
war, jede Verständigungsmöglichkeit. Als sie bekannt wurde, stand für 
Oberste Heeresleitung und Admiralftab fest, daß jetzt der uneingeschränkte 
Unterseekrieg einsetzen und die Entscheidung herbeiführen müsse. Um eine 
ungünstige Wirkung der feindlichen Rote auf die kämpfende Front zu ver- 
hindern, entwarf die Oberste Heeresleitung einen vom Kaiser zu erlassenden 
Aufruf an Heer und Marine und übersandte ihn zur Stellung¬ 
nahme dem Reichskanzler. Der Erlaß enthielt den Hinweis, daß der Krieg 
seinen Fortgang nehmen müsse, nachdem die Feinde den Friedensvorschlag 
abgelehnt hätten; ihnen allein falle die schwere Verantwortung dafür zu: 
„Unsere Feinde haben die von mir angebotene Verständigung nicht gewollt. 
Mit Gottes Hilfe werden unsere Waffen sie dazu zwingen." 
Inzwischen hatte der Kanzler dem Kaiser vorgeschlagen, die Rote 
der Feindmächte ihres beleidigenden Tones wegen nicht direkt zu beant- 
Worten, sie aber auch nicht ohne Erwiderung zu lassen, damit nicht „der 
Erfolg unserer Friedensaktion sowohl bei den Neutralen wie bei den kriegs- 
müden Volksschichten unserer Feinde paralysiert werde. Die Antwort 
könne an die Neutralen ergehen^). Der österreichisch-ungarische Außen- 
minister Graf Ezernin^), seit dem 22.Dezember Nachfolger des Barons 
Vurian, habe geäußert, die Note sei im Ton zwar impertinent, dem Inhalt 
nach aber nicht ungünstig, „da keine eigentliche Ablehnung, sondern ein 
Ausweichen vorliege. Die Möglichkeit, den Faden nicht abreißen zu lassen, 
sei gegeben, worauf er großes Gewicht lege". In gleichem Sinne sprach 
sich Kaiser Karl in einem Telegramm an den Deutschen Kaiser aus: 
Die Antwort der Entente sei zwar „in ihren Konklusionen nicht erfreulich", 
aber sie schließe doch die Möglichkeit einer Fortspinnung des Friedens- 
gedankens nicht aus... „Verzeihe dem so viel jüngeren treuen Freunde 
und Bundesgenossen, wenn er sich mit der Bitte an Dich wendet, noch- 
mals einen diplomatischen Versuch zu unternehmen, bevor wir zu unseren 
') S. 472. — 2) S. 488.
	        
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