Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

460 
O. 5), £.: Anterseekrieg und Friedensangebot. 
ist alsdann ausgereift. Andererseits dürfen wir den Gegnern nicht längere 
Zeit lassen, ihre Rüstungen für den Cntscheidungskampf zu Lande in Ruhe 
zu vervollkommenen... Die diplomatischen und militärischen Vorbereitungen 
für den verschärften U-Boot-Krieg müßten... schon in Angriff genommen 
werden, damit er Ende Januar sicher einsetzen kann." 
Der Reichskanzler antwortete sofort'). Cr wiederholte seine 
24. Dezember. Stellungnahme vom 6. Oktober^), daß e r allein die verfassungsmäßige Ver- 
antwortung für die Eröffnung des Unterseekrieges trage, und führte weiter 
aus, daß zunächst die Frage der Torpedierung bewaffneter feindlicher 
Handelsschiffe „Amerika gegenüber klargestellt werden" müsse. Als frühester 
Zeitpunkt, an dem die hier bereits vorbereitete Rote dem amerikanischen 
Botschafter überreicht werden könne, komme der Eingang der formellen Ant- 
wort unserer Gegner auf unser Friedensangebot in Betracht. Vorausgesetzt, 
daß gegen das Eingreifen europäischer Neutraler militärische Sicherheit 
geschaffen sei, wäre er auch bereit, die Frage des uneingeschränkten Untersee- 
krieges „in Erwägung zu ziehen", sofern er sich davon überzeugen könne, 
„daß die Vorteile des ganz rücksichtslosen U-Boot-Krieges größer sind, 
als die Nachteile des Zutritts Amerikas zu unseren Feinden". 
2«. Dezember. Dieses Telegramm des Reichskanzlers hatte am 26. Dezember eine 
scharfe Antwort des Chefs des General st abes zur Folge. 
Damit trat der in den nächsten Monaten sich immer mehr vertiefende 
Gegensatz zwischen politischer und militärischer Führung zum erstenmal klar 
in Erscheinung: 
„Euerer Exzellenz Telegramm habe ich mit Bedauern zur Kenntnis 
genommen. Ich muß dies offen aussprechen und Euere Exzellenz werden 
dies billigen, da zwischen dem Reichskanzler und der Obersten Heeresleitung 
volle Klarheit herrschen muß. Ich hatte in meinem Telegramm die Not¬ 
wendigkeit baldigen energischen Handelns zur See betont, da ich darin das 
einzige Mittel erblicke, den Krieg zu einem schnelleren Ende zu führen. 
Euere Exzellenz glauben diesen Weg noch nicht betreten zu können. Unsere 
militärische Lage erlaubt es aber nicht, daß irgendwelche Verhandlungen 
eine einmal als richtig erkannte militärische Maßnahme hinausschieben und 
so die Energie der Kriegführung lähmen. Ich muß diesen Standpunkt mit 
aller Entschiedenheit aufrechterhalten und daher meine Bitte wiederholen, 
ohne Verhandlungen den U-Boot-Krieg gegen bewaffnete Handelsschiffe be° 
ginnen zu lassen und unverzüglich in Besprechungen über den verschärften 
U-Boot-Krieg einzutreten... 
') Telegramm v. 24. Dez., abgedr. in Unters. Aussch. Beil. 179. 
-) S. 451.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.