Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Die Friedensnote des Präsidenten Wilson. 
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Der Feldmarschall könne die Verantwortung für den Verlauf des Feld- 
zuges nicht mehr tragen, falls die Regierung hierauf nicht einginge." Die 
Oberste Heeresleitung werde gegen Holland und Dänemark so starke Truppen 
aufmarschieren lassen, daß diese Staaten nicht losschlügen; man solle den 
Neutralen eine Fahrrinne nördlich um England herum freigeben. Amerika 
aber ginge über kurz oder lang doch gegen uns"). Schließlich schied Lega- 
tionssekretär von Leisner mit dem Eindruck, daß General Ludendorff für 
ein Durchlassen von Passagierdampfern nach England doch noch zu haben 
sein werde, solange sie nicht „absolute Konterbande" führten. 
Am 23.Dezember legte der Generalfeldmarschall selbst inA.se^mber. 
einem Fernschreiben an den Kanzler den Standpunkt der Obersten Heeres- 
leitung nochmals klar. Er begann mit dem Hinweis, daß wir nach der 
militärischen Lage keine Zeit verlieren dürften, um zunächst zu der bereits 
verabredeten Torpedierung der bewaffneten feindlichen Handelsschiffe zu 
kommen, und wandte sich dann dem Friedensschritt der Vereinigten Staaten 
zu: „... Ich halte das Wilsonsche Angebot für von England hervorgerufen, 
um uns hinzuhalten. Wir können meines Erachtens aus nationalen 
Gründen in Rücksicht auf unsere starke militärische Position darauf jetzt 
nicht eingehen. Es würde daher eine schwere und militärisch nicht zu recht- 
fertigende Unterlassung sein, wollten wir uns irgendwie hinhalten lassen. 
Dies würde auch die Armee, die am Feinde steht, in gleicher Weise 
empfinden. Offiziere und Soldaten erwarten den rücksichtslosen Einsatz 
aller Kraft. Die Stimmung der Armee darf nicht übersehen werden, wenn 
ihr nicht die Kampffreudigkeit genommen werden soll ... Gelegentlich 
der Besprechung Ende August in Pleß haben Euere Exzellenz den Entschluß 
zum verschärften Unterseekrieg abhängig gemacht von meiner Erklärung, 
daß ich nach der militärischen Lage den Augenblick für gekommen ansähe. 
Dieser Augenblick wird Ende Januar da sein. Unser Sieg in Rumänien 
') Diesen Gedanken hat Gen. Ludendorff später („Am heiligen Quell deutscher 
Kraft", Folge 21 vom 2. Febr. 1936, S. 835 ff.) dahin erläutert: „Ich machte mir nun 
über die Haltung der Vereinigten Staaten sehr bald mein eigenes Bild. Sie waren 
tatsächlich nicht neutral, sondern sie unterstützten unsere Feinde durch Anleihen und 
Kriegsmaterial. Dadurch hatte sich eine enge Verflechtung des amerikanischen Handels 
sowie der amerikanischen Finanzen mit der Entente ergeben. Beides war sür die Be¬ 
völkerung der Vereinigten Staaten ungemein einträglich und machte das dauernde 
Nachgeben Wilsons gegenüber England in allen Fragen der Seekriegführung nur zu 
erklärlich. Die Vereinigten Staaten mußten befürchten, im Falle eines deutschen 
Sieges schwere Verluste zu erleiden ... Sie würden in den Krieg gegen uns ein¬ 
treten, sobald sich die Möglichkeit uns zeigte, den Sieg über England und Frankreich 
zu erringen. Wir kamen also um den Eintritt der Vereinigten Staaten gegen uns, 
wenn wir den Krieg gewinnen wollten, und das mußten wir, wenn wir am Leben 
bleiben wollten, überhaupt nicht herum."
	        
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