Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. H. L.: ^lnterseekrieg und Friedensangebot. 
sollte, und über die Friedensbedingungen, die man stellen wollte. In Wien, 
wo mit dem Ableben des Kaisers Franz Josef in diesen Tagen Kaiser Karl 
zur Regierung kam'), bestand der Wunsch, die Bedingungen den Feinden 
mitzuteilen. Doch setzte sich die deutsche Auffassung durch, die dies ab- 
lehnte. 
25. November. Noch war der Gedankenaustausch nicht abgeschlossen, als am 25.No¬ 
vember beim Auswärtigen Amt, an dessen Spitze soeben für Staatssekretär 
von Iagow der bisherige Anterstaatssekretär Zimmermann getreten war, 
ein Bericht des Botschafters Grafen Vernstorff vom 
21.November einging. Präsident Wilson war am 7.November 
wiedergewählt worden. In dem Bericht hieß es, daß er „möglichst bald 
in Friedensvermittlung Schritte tun wolle, vermutlich zwischen jetzt und 
Neujahr. Cr macht indes zur Bedingung, daß bis dahin bei uns möglichst 
wenig von Friedensvermittlung gesprochen und geschrieben wird, um vor¬ 
zeitige Ablehnung seitens unserer Feinde zu verhindern, und daß wir ferner 
A-Boot-Krieg strengstens nach unseren Versprechungen führen und keine 
neuen Kontroversen aufkommen lassen.. Wegen dieser ihm sehr unsicher 
erscheinenden Ankündigung einer Friedensvermittlung glaubte aber Reichs- 
kanzler von Bethmann Hollweg die in vierwöchigen VerHand- 
lungen zwischen den Mittelmächten getroffenen Vereinbarungen nicht preis¬ 
geben zu sollen. Es erschien ihm auch vorteilhaft, zwei Eisen im Feuer zu 
haben. Nachdem in aller Form auch die Türkei und Bulgarien 
27.November, gefragt waren, teilte er am 27. November dem Generalfeldmarschall mit, 
daß diese beiden Staaten dem Friedensangebot zugestimmt hätten. „Das 
Hilfsdienstgesetz wird, wie ich hoffe, diesen Donnerstag oder Freitag ver¬ 
abschiedet werden... Ob und wann das. Friedensangebot gemacht wird, 
entscheidet sich ausschließlich nach der militärischen Lage ... Präsident 
Wilson hat vertraulich den Grafen Vernstorff wissen lassen, daß er in der 
Zeit zwischen jetzt und Neujahr einen Friedensappell zu erlassen gedenke. 
Ob er seine Absicht wirklich ausführt, bleibt völlig ungewiß. Er ist unent¬ 
schlossen und scheut ängstlich eine Zurückweisung ... Ich lasse dahingestellt, 
ob unsere Lage bei Friedensverhandlungen, die auf einen Appell von 
Wilson eröffnet werden, günstiger ist, als wenn die Verhandlungen die 
Folge eines von uns gemachten Angebots sind ... Zweifellos aber ist 
unsere Situation eine bessere, wenn die Ablehnung aller Verhandlungen 
durch die Entente einen Appell Wilsons, als wenn sie ein Angebot von 
uns trifft ... Auf der anderen Seite werden wir bei der Unsicherheit, die 
über den Entschlüssen Wilsons bis zum letzten Augenblick schweben wird, 
... den psychologischen Moment für ein eigenes Friedensangebot über der 
i) 6.484.
	        
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