Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Verhalten bei deutschem Angriff durch die Schweiz. 
437 
griff gegen Italien im Bereiche der Möglichkeit zu liegen; daß dabei ein 
Teil der deutschen Kräfte durch Schweizer Gebiet vorgehen würde, erschien 
ebenso möglich. Aber auch eine deutsche Offensive durch die Schweiz 
gegen die französische Südflanke erschien nicht ausgeschlossen. Um festzu- 
stellen, wieweit in solchen Fällen auf englische Hilfe gerechnet werden könne, 
setzte sich General Ioffre am 12.Dezember mit General Robertson in 
Verbindung. Cr brachte zum Ausdruck, daß die deutsche Führung unter 
Umständen an der Westfront durch Geländeaufgabe einer Entscheidung aus- 
weichen könne, um sie unter Verletzung der Schweizer Neutralität bei 
Mailand oder Lyon zu erzwingen. In diesen Fällen sei reine Abwehr auf 
italienischem Gebiet oder an der französisch-schweizerischen Grenze nicht am 
Platze. Es sei vielmehr geboten, Italien durch Entsendung stärkerer briti- 
scher Truppen unmittelbar zu unterstützen, während französische Kräfte 
durch die Schweiz gegen die deutsche Flanke vorgingen. Erfolge aber ein 
deutscher Angriff durch Schweizer Gebiet gegen die französische Südflanke, 
so scheine ein Gegenangriff starker französisch-britischer Kräfte (eine fran- 
zösifche Heeresgruppe und ein bis zwei britische Armeen) am wirksamsten. 
Eine ähnliche Lösung käme in Betracht, wenn sich der deutsche Angriff 
durch die Schweiz gleichzeitig gegen Italien und die französische Südflanke 
richten sollte. 
General Robertson war anderer Ansicht. Cr lehnte ein Abgehen 
von den in Ehantilly gefaßten Beschlüssen höflich, aber bestimmt ab. Die 
geplante große Frühjahrsoffensive dürfe nicht durch Entsendung stärkerer 
Truppenverbände für Sonderzwecke geschwächt werden. Italien genieße 
einen wirksamen Schutz durch die Alpen und besitze genügend Tmppen, um 
sich selbst zu verteidigen. Werde aber der französische Südflügel angegriffen, 
so genüge dort eine gut vorbereitete Defensive. Danach schien es, daß auf 
englische Hilfe in beiden Fällen nicht gerechnet werden könne. General 
I o f f r e sah sich gezwungen, allein vorbereitende Maßnahmen zu treffen. 
Cr nahm durch Entsendung von Offizieren Verbindung mit der italienischen 
Heeresleitung auf und ließ die Möglichkeit der Zuführung französischer 
Truppen über die franzöfifch-italienifche Grenze eingehend prüfen. Sie 
sollten mit der Bahn und mit Kraftwagen befördert werden, um je nach der 
Lage entweder in der Gegend von Verona, Mailand oder Turin auf- 
zumarschieren. Für den Fall eines deutschen Angriffs auf den französischen 
Südflügel wurde am 24. Dezember unter General Foch, der das Kom- 
mando über die Heeresgruppe Nord abgab, eine höhere Kommandostelle 
geschaffen, die den Ausbau einer Stellung längs der Schweizer Grenze 
und einen Plan für die Besetzung dieser Stellung ausarbeiten sollte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.