Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Der englische Angriff gegen Bagdad. 
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deutschen Irak-Gruppe zusammengefaßt worden, über deren taktische Ver¬ 
wendung der türkische Oberbefehlshaber der 6. Armee nach Venehmen mit 
dem Bevollmächtigten zu verfügen hatte. Ausfall an Mannschaften machte 
in zunehmendem Maße Einstellung von Türken notwendig, da deutscher 
Ersatz nur spärlich überwiesen wurde. Die Frage, ob unter diesen Umständen 
weitere deutsche Beteiligung am persischen Unternehmen tunlich sei, war 
verschiedentlich wieder gestellt worden. Der Bevollmächtigte der Irak- 
Gruppe sprach sich dafür aus, die Oberste Kriegsleitung schloß sich seinem 
Urteil an. 
Um die Jahreswende 1916/17 brach der englische Angriff im Irak Jahreswende 
los. Umfang der eingesetzten Mittel und planmäßiges Vorgehen ließen 1916/17- 
keinen Zweifel, daß das feindliche Ziel über die Wegnahme der türkischen 
Riegelstellungen bei Kut hinaus die Eroberung von Bagdad war. Zähes 
Festhalten des türkischen XVIII. Korps in den seit vielen Monaten sorg- 
fältig ausgebauten Stellungen machte den Engländern selbst den kleinsten 
Vodengewinn strittig, türkische Gegenangriffe führten sogar zu gelegentlichen 
Erfolgen. Aber je länger der Kampf dauerte, um so mehr machte sich das 
ungleiche Kräfteverhältnis fühlbar. Den 19 599 türkischen Gewehren standen 
45 999 britische gegenüber, auch an berittenen Truppen und Artillerie war 
der Angreifer um ein Vielfaches überlegen. Dazu kam, daß wohl die Eng- 
länder, nicht aber die Türken die schweren Verluste auffüllen konnten, denn 
erstere verfügten im ganzen im Irak über rund 199 999 Mann, den Türken 
flössen aber nur spärliche Verstärkungen zu. Dauernde Angriffe bei starker 
Artilleriewirkung, der die Türken nichts Gleichartiges entgegenzusetzen ver- 
mochten, zermürbten allmählich ihre Widerstandskraft. Zurücknahme der 
Truppen in rückwärtige Stellungen ließ sich nicht umgehen; in die Rück- 
wärtsbewegungen wurden auch die ankommenden Verstärkungen hinein- 
gezogen. Immerhin vergingen volle zwei Monate, bevor Kut selbst ge- 
fährdet war. Der Schwerpunkt des britischen Angriffs lag auf dem rechten 
Tigris-Ufer. Ende Februar bewerkstelligte der Feind einen Stromübergang 
bereits oberhalb von Kut und erzwang am 24. Februar die Aufgabe dem $<*«»<«. 
vor bald einem Jahr von den Türken eroberten Stadt. 
Erst jetzt verstand sich die türkische Heeresleitung dazu, das in Persien 
bei Hamadan stehende XIII. Korps nach Bagdad heranzuziehen. In dem 
Maße, wie die Türken nach Westen zurückgingen, fiel Persien wieder in 
die Hände der nachfolgenden Russen. Mitte März traf das XIII. Korps 
an der türkischen Grenze bei Hanikin ein, noch 159 Kilometer von Bagdad 
entfernt. Auf sich allein gestellt, war das XVIII. Korps inzwischen trotz 
verschiedentlicher Verstärkung durch dauernde Kämpfe auf 8999 Gewehre 
zusammengeschrumpft. Mehrfache Versuche, sich zwischen Kut und Bagdad 
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