Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Gesamtlage. — Waffenhilfe für die europäischen Fronten. 
415 
den für die Kriegführung lebenswichtigen Kohlentransport vollends still- 
zulegen. Unterseeboote waren das einzige Mittel, mit dem Deutschland 
die türkische Seekriegführung unterstützen konnte; der starke eigene Bedarf 
begrenzte aber den Umfang der Abgaben. Die russischen Truppen- und 
Materialtransporte nach Konstanza und in die Donau-Mündung zu 
unterbinden, gelang nicht"). Ungünstig wie die militärische war auch die 
wirtschaftliche Lage der Türkei. Immer stärker trat in Crschei- 
nung, daß die Kräfte des Landes für erfolgreiche weitere Kriegführung 
nicht mehr ausreichten. 
Der türkische stellvertretende Oberbefehlshaber (Vizegeneralissimus) 
Generalleutnant Enver Pascha, wünschte baldigst wie mit General 
von Falkenhayn so auch mit den neuen Männern der deutschen Obersten 
Heeresleitung in persönlichen Gedankenaustausch zu treten. Die Begegnung 
fand am 11. September 1916 in Pleß statt*). Nach wie vor hielt Enver n. septemb-r. 
Pascha die Gesichtspunkte der Gesamtkriegsllhrung im Auge, denn er war 
sich klar, daß auch das Schicksal der Türkei letzten Endes auf den europä- 
ischen Kriegsschauplätzen entschieden wurde. So stimmte er einheitlicher 
Leitung durch die militärisch stärkste Macht, also durch Deutschland, bereit- 
willigst zu, denn es wurde damit eine Forderung erfüllt, die auch er selbst 
schon gestellt hatte. Auch der Wunsch der deutschen Obersten Heeresleitung 
nach verstärkter türkischer Waffenhilfe, eine Folge des Eintritts Rumäniens 
in den Krieg, fand bei ihm gern Gehör. 
Die bereits gegen Rumänien angesetzten beiden Divisionen wurden 
um eine dritte vermehrt. Zwei weitere Divisionen wurden der mazedonischen 
Front zugeführt. Damit stieg die Zahl der auf europäischen Kriegsschau- 
Plätzen eingesetzten türkischen Divisionen bis Ende des Jahres 1916 auf 
sieben: Das XV. Korps (19. und 20.Division) kämpfte in Galizien gegen 
die Russen, das VI. Korps (15. und 25.Division) und die 26. Division 
nahmen am Feldzug gegen Rumänien teil, das XX. Korps (46. und 
50. Division) bildete den linken Flügel der mazedonischen Front an der 
Struma gegen die Saloniki-Armee. Damit hatte die Türkei nach Auffassung 
einzelner dort tätiger deutscher Offiziere mehr Kräfte für die europäischen 
Kriegsschauplätze abgegeben, als es die eigene Kriegslage zuließ. Der Aus- 
fall machte sich um so fühlbarer, als die im Lande verbleibenden Verbände 
den abzugebenden Divisionen ihre besten Kräfte und Ausrüstungsstücke 
hatten überlasten müsien und als Ersatz unausgebildete Mannschaften und 
minderwertige Ausstattung erhielten'). 
Marine-Werk: „Mittelmeer-Division", S. 286. 
2) S. 20. 
°) 23b- X,6.615.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.