Heeresfront Erzherzog Joses,
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in die Stellungen des ö.-u. XI. Korps einzubrechen. Am 27.Januar drückten
zwei russische Divisionen längs der Eisenbahn von Kimpolung die öfter-
reichisch-ungarische Front bis in das Tal der Goldenen Vistritz zurück.
Am folgenden Tage konnten sie südlich davon noch weiter Gelände ge-
Winnen. Generaloberst von Köveß sah sich genötigt, Teile der zum Kar-
patenkorps gehörenden deutschen I.Infanterie-Division nach Süden in den
bedrohten Abschnitt zu verschieben, um das Gelände zurückzugewinnen, von
dem aus der Feind die Talstraße der Goldenen Vistritz beherrschte. Am
12. und 13. Februar konnten dann Teile der deutschen 1. und 117. Infan-
terie-Division unter Generalmajor Paschen gemeinsam mit österreichisch-
ungarischen Truppen nach kräftiger Artillerievorbereitung die Stellungen
an der Eisenbahn zurückerobern. Über 1200 Gefangene, Maschinengewehre,
Minenwerfer und Grabengeschütze wurden erbeutet. Am 27. Februar ent-
rissen dieselben Truppen dem Gegner weitere Teile der verloren gegangenen
Stellungen und nahmen ihm abermals 1300 Gefangene ab. Russische
Gegenstöße und Entlastungsangriffe weiter nördlich und bei Kirlibaba
sowie gegen den Abschnitt des Generalleutnants von Richthofen am
Tataren-Paß waren ohne Wirkung geblieben.
Damit erst endeten die zermürbenden Kämpfe bei der ö.-u. 7. Armee.
Das grimmige Winterwetter im Hochgebirge forderte aber durch Er-
krankungen, Erfrierungen und Erschöpfungserscheinungen auch weiterhin
große Opfer, zumal da die Verpslegungsverhältnisse sich sehr schwierig ge-
stalteten. Infolge geringer Gefechtsstärken mußte man sich im allgemeinen
mit stützpunktartigem Ausbau der Stellungen begnügen, und dennoch konnten
irgendwie beträchtliche Reserven nicht ausgeschieden werden.
Die Heeresfront Erzherzog Josef beurteilte ihre Lage Ende Februar
dahin: „Zur Zeit sind Anhaltspunkte für die Vereitstellung starker russischer
Angriffskräfte gegenüber der Heeresfront nicht gegeben. Es ist auch wenig
wahrscheinlich, daß der Feind seine verfügbaren Korps zu einer Offensive
durch das Gebirge nach Ungarn ansetzt und sich hierdurch östlich oder
nördlich der Karpaten schwächt, wo er schneller durchgreifende Erfolge
erwarten kann."
2. Front des Oberbefehlshabers Ost.
Die Front des Oberbefehlshabers Ost (Heeresgruppen Vöhm-Ermolli,
Linsingen, Woyrsch und Eichhorn) stand im Zeichen des reinen Stellungs-
krieges. An die Oberste Heeresleitung war am 30. Dezember 1916 be-
richtet worden: „Das Zufrieren der meisten Wasserläufe, Seen und Sümpfe
bei Heeresgruppe Woyrsch und Eichhorn hat dort an vielen Stellen leb-