Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die Kämpfe an der russischen Front. 
Ende August, höhtem Nachdruck weiterführen würden. Diese hatten sich bisher gleicher- 
maßen gegen die österreichisch-ungarische Heeresgruppe Erzherzog Karl mit 
dem Ziele des Einbruchs in Ungarn gerichtet wie auch gegen den Süd- 
flügel des Oberbefehlshabers Ost (ö.-u. 2. Armee und Heeresgruppe Lin- 
singen), der die Wege nach Lemberg und Kowel verteidigte. Im Zu- 
sammenhang mit der jetzt zu erwartenden rumänischen Offensive gewann die 
Richtung auf Ungarn erhöhte Bedeutung. 
Uber die Lage zur Zeit der Abgabe des Oberbefehls an der Ostfront 
schrieb General Ludendorff nach dem Kriege'): „Wir sahen den 
weiteren Kämpfen dort mit gewisser Ruhe entgegen, auch wenn die 
Spannung, namentlich bei der Heeresgruppe Linsingen, noch keineswegs 
überwunden war. Die Heeresgruppe Erzherzog Karl hatte noch keinen Halt 
gewonnen. Wir mußten hier auf weitere Rückschläge gefaßt sein. Nach 
der Kriegserklärung Rumäniens gewannen die Karpaten andere Be¬ 
deutung. Die Umfassung unseres Südflügels brauchte sich nicht mehr 
zwischen dem Dniester und der Moldau durchzuzwängen, sie hatte jetzt 
in ganz Rumänien eine breite Ausgangsbasis und konnte ungemein 
wirkungsvoll werden...". 
Die Aufgabe für die Ostfront war klar vorgezeichnet: Halten gegen 
alle feindlichen Angriffe unter äußerster Beschränkung der Kräfte. 
Uber die Einzelheiten der Lage südlich des Pripjet hatte General- 
oberst von Conrad am 26. August in einer an die Heeresgruppe Erz- 
herzog Karl und den Oberbefehlshaber Ost übersandten Denkschrift fol¬ 
gendes dargelegt: Er erwarte, daß die Russen den Hauptdruck ihrer Angriffe 
gegen die ö.-u. 7.Armee richten würden, um über die Karpaten nach 
Siebenbürgen und Ungarn einzubrechen. Hierzu ständen der russischen 
9. Armee nach den vorliegenden Nachrichten neun bis zehn Infanterie- und 
vier bis fünf Kavallerie-Divisionen zur Verfügung; eine weitere Division 
sollte nach der Bukowina im Anrollen sein. Gegenüber der ö. - u. 3. A r m e e 
rechnete er nicht mehr mit einer russischen Offensive. Auch nördlich des 
Dniester gegenüber der deutschen Südarmee schien der Angriff vor- 
läufig eingestellt zu sein, wie der Generaloberst vermutete, wegen der großen 
Verluste und der wachsenden Bedrohung der immer länger werdenden 
Karpaten-Flanke. Der Gegner war aber möglicherweise im Begriff, nörd- 
lich des Dniester eine Stoßgruppe von sechs Divisionen (II., XXII. und 
XXXIII.Korps) zu bilden. Gegen die ö.-u. 2. Armee bereite er mit 
acht Divisionen (V. sibirisches, XVII., VII. und VI. Korps) einen An- 
griff beiderseits der Bahn Tarnopol—Zloezow auf Lemberg vor, während 
der Angriff bei Brody zum Stehen gekommen zu fein schien. Im Bereich 
„Erinnerungen", S. 193 f.
	        
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