Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Der Feldzug gegen Rumänien. Betrachtungen. 
Armeen eine besonders schwierige Aufgabe gestellt, die nur dank seiner 
persönlichen Haltung wie der seines Stabes erfolgreich gelöst werden 
konnte. Er fand dabei in der Dobrudscha nie versagende Unterstützung durch 
den Kronprinzen Voris von Bulgarien, der, dem Stabe der 3. bulgarischen 
Armee zugeteilt, seinen Einfluß stets im Sinne des großen gemeinsamen 
Zieles geltend zu machen wußte. Aber die Schwierigkeiten, die sich aus 
der Zusammensetzung der Donau-Armee ergaben, urteilte der General- 
seldmarschall selbst'): „Sie zählte an deutscher Infanterie nicht ein Linien- 
Bataillon, sondern je ein Reserve-, Landwehr- und Landsturm-Regiment. 
Das übrige waren Vulgaren, Türken und Österreicher von zweifelhaftem 
Gefechtswert, meist Truppen zweiter Linie. Selbst die aktive bulgarische 
Division erregte Bedenken, die andere bestand aus Landsturm-, Vesatzungs- 
und Grenzschutz-Vataillonen, welche bis dahin die Donau von Rikopoli 
aufwärts bis Orsova beobachtet hatten und deren Batterien (ohne Schutz- 
schilde) mit Ochsen bespannt waren. In der türkischen Division hatte die 
Hälfte der Mannschaften erst eine sechswöchige Ausbildung hinter sich und 
zum Teil noch nicht gefechtsmäßig geschossen. Das österreichische Bataillon 
war ein sogenanntes Grenzer-Bataillon, aus Zollwächtern und Landsturm- 
leuten zusammengesetzt. Das Beste an der Armee war die deutsche Artillerie 
und Kavallerie und die österreichisch-ungarische Donau-Flottille." 
Außerordentliche Anforderungen mußten wie überall, so auch im rumä- 
nischen Feldzuge an die Truppen gestellt werden. Die Kriegsgeschichte bietet 
nicht viele Beispiele, die ein Seitenstück zu dem bilden, was sie viele Herbst- 
und Winterwochen hindurch bei Kämpfen und Märschen in Schnee und 
Eis des Gebirges wie im grundlosen Lehmboden der rumänischen Ebene 
geleistet haben. General von Falkenhayn schrieb darüber^): „Ich muß 
betonen, daß die Operationen nur durch die geradezu glänzenden Leistungen 
der Truppe ermöglicht worden sind, der der siebenbürgische Feldzug einen 
solchen Schwung verliehen hatte, daß sie buchstäblich vor nichts zurück- 
schreckte, sich weder durch Überzahl des Feindes noch durch lokale Rück- 
schlüge auch nur einen Augenblick aus der Fassung bringen ließ." 
Vor allem aber bleibt es das hohe Verdienst der deutschen Obersten 
Heeres- und Kriegsleitung, trotz des schweren Ringens an der Somme und 
trotz der Fortdauer der Kämpfe vor Verdun, an der Bruffilow- sowie an 
der mazedonischen Front, dem rumänischen Kriegsschauplatz an Kräften zu- 
geführt zu haben, was nur irgend freizumachen war°). Sie hat dabei durch Ent- 
blößung anderer Fronten bewußt größtes Wagen auf sich genommen. Ohne 
solches aber wäre der Sieg im Südosten niemals zu gewinnen gewesen. 
') Aufzeichnung vom 2. Dez. 1916. — 2) Brief vom 2. Febr. 1917 an Genlt. Frei¬ 
herr von Freytag-Loringhoven. — 3) Anl. 5.
	        
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