Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Der Feldzug gegen Rumänien. 
durch das Ausbleiben des von der Entente zugesagten Angriffs ihrer 
Saloniki-Armee in der Richtung auf Sofia. Entscheidend für den ganzen 
Verlauf der rumänischen Operationen wurde aber ein Vorgang von an 
sich untergeordneter Bedeutung: Der überraschend schnelle Fall der behelfs- 
mäßig ausgebauten alten Festung Tutrakan mit einem Verlust von 
35 000 Mann (davon 28 000 Gefangene) und 100 Geschützen. Mit diesem 
Ereignis, das gänzlich unerwartet eine gefährliche Kampfüberlegenheit auch 
bulgarischer Truppen gezeigt hatte, schien die Verteidigung der Dobrudscha 
in Frage gestellt. So gab der Fall von Tutrakan den Anstoß zu völliger 
Änderung des Operationsplanes. Nicht mehr die rumänische Heeresleitung, 
sondern der Gegner schrieb das Gesetz des Handelns vor. 
Auf Seite der Mittelmächte muß der ursprüngliche Plan des Generals 
von Falkenhayn — damals noch an der Spitze der Obersten Heeresleitung —, 
von Bulgarien her über die Donau in Rumänien einzufallen, um dadurch 
die ganz unzureichend geschützte siebenbürgische Front zu entlasten, als ein 
äußerst gewagtes Unternehmen bezeichnet werden. Wohl möchte es seinen 
operativen Zweck erfüllt haben, geendet aber hätte es bestenfalls in einer 
Vrückenkopfftellung auf dem nördlichen Donau-Ufer. Die Nachricht von 
frühzeitiger Versammlung stärkerer rumänischer Kräfte in der Dobrudscha 
hat noch General von Falkenhayn dazu veranlaßt, die Ausführung des 
Planes zurückzustellen, um vorerst gegen Tutrakan und Silistria anzu- 
greifen, allerdings nur als „Nebenoperation". Erst die neue Oberste Heeres- 
leitung hat den Truppen des Generalfeldmarschalls von Mackensen ein¬ 
deutig die Richtung in die Dobrudscha gegeben und damit den sicheren 
Weg eingeschlagen. Der Donau-Übergang trat erst dann wieder in den 
Kreis der Erwägungen, als zweieinhalb Monate später der Gegner in der 
Dobrudscha bis über die Bahn Eonstanza—Eernavoda zurückgeworfen und 
nach Verstärkung der Kräfte in Siebenbürgen die Offensive von dort so weit 
vorgeschritten war, daß unmittelbares Zusammenwirken mit deren rechtem 
Flügel in der Walachei möglich schien. 
Die Operationen in Siebenbürgen haben dadurch ihr Gepräge er¬ 
halten, daß der Schlag von Tutrakan die Masse des rumänischen Haupt- 
Heeres aus seiner Offensive im Norden zurückrief und damit den Mittel¬ 
mächten Zeit verschaffte, die zur Ausnahme des Gegenangriffs nötigen 
Truppen heranzuführen. Die Zusammenfasiung ihrer schlagkräftigsten Ver- 
bände gegen den rumänischen linken Flügel entsprach den gegebenen Eisen- 
bahnverhältnissen. Sie hatte das Ziel, die feindliche Front durch einen 
Stoß in die Westflanke und weiter durch Vorgehen entlang dem Nordhang 
der Transsilvanischen Alpen zum Einsturz zu bringen. Dieses Vorhaben 
ist dank zielbewußter Armeeführung des Generals von Falkenhayn und
	        
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