Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die neue Oberste Heeresleitung. 
8. September, langte General von Kühl wie schon am 7. September für unvorhergesehene 
Fälle mindestens zwei Divisionen. Im übrigen entständen vielfach dadurch 
große Schwierigkeiten, daß die von anderen Armeen kommenden Divisionen 
mit dem Abtransport erst begännen, nachdem die ersten Teile der ab- 
gekämpften Divisionen dort eingetroffen seien; daher sei ein Zwischenglied 
erforderlich. Nach dem jetzt aufgestellten Austauschplan könne der Ersatz, 
abgesehen von den besonders geforderten zwei Divisionen, bis etwa Mitte 
Oktober gedeckt werden, wenn nicht unerwartete Umstände einträten. Mit 
solchen sei aber zu rechnen und daher noch die eine oder andere Division 
als Ersatz verfügbar zu machen. Weiter führte er aus: 
„Eine Vermischung der Verbände ist auf die Dauer nicht zu ver- 
meiden. Die Beschaffenheit der Truppen wird sich verschlechtern. Es muß 
auch auf Divisionen zurückgegriffen werden, die sich für den Kampf an der 
Somme weniger eignen. Auch müssen Divisionen zum zweiten, vielleicht 
auch dritten Male eingesetzt werden, ohne daß sie genügenden und hin- 
reichend brauchbaren Ersatz bekommen und die erforderliche Zeit zum Aus- 
ruhen und Ausbilden gehabt haben. Unsere Gegner sind in dieser Beziehung 
erheblich im Vorteil. Abgekämpfte Divisionen brauchen nicht, wie bei uns, 
sofort an anderer, wenn auch ruhiger Stelle eingesetzt zu werden, sondern 
haben meist Zeit zum Ruhen und Ausbilden. Die Güte und Zahl des 
Ersatzes läßt bei uns nach, allerdings bei den Franzosen auch. 
„Trotzdem empfiehlt es sich jetzt nicht, die Gefechtsfront durch Zurück- 
nähme der Truppen in eine rückwärtige Stellung zu verkürzen, solange der 
Kampf noch im Gange ist'). Dieser Rückzug mitten im Kampf ist schwierig 
und gefährlich. Es müßten auch frische Truppen zur Aufnahme da sein. 
Die moralische Wirkung auf die eigenen und feindlichen Truppen sowie die 
politische Bedeutung dieser Maßnahme für die Heimat wie für das Aus- 
land wäre sehr groß. An eine Verkürzung der Front kann also erst in 
ruhigerer Zeit gedacht werden. 
„Die Schlacht muß also durchgekämpft werden und wird auch mit 
Erfolg durchgekämpft werden, wenn die Divisionen stets rechtzeitig aus- 
getauscht werden und genügend Munition vorhanden ist." 
Von der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz lag eben- 
falls schon vor der Besprechung eine Meldung vor. Auch waren Kronprinz 
Wilhelm und sein Generalstabschef, Generalleutnant Walter Freiherr 
von Lüttwitz, bereits unterwegs in den Zug der Obersten Heeresleitung 
') Räch Mitteilung des Gen. d. Inf. a. D. von Kühl vom Juli 1937 war dieser 
Gedanke auf Grund des Fernschreibens der O. H. L. vom S. Sept. erwogen worden; 
andere Anregungen lagen nicht vor.
	        
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