Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Verdun und Somme als Materialschlachten. 
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Zermürbungsschlachten nicht hemmgekommen, mochten sie nun bei Verdun 
oder an einer für die deutsche Seite weniger schwierigen Stelle ihren Anfang 
genommen haben. Selbst der Versuch, auf dem Umweg über Italien zum 
Endsieg zu kommen, dürfte daran nichts Entscheidendes geändert haben. 
Ob ein dort errungener großer Erfolg durch seine politische und moralische 
Wirkung Deutschland einem annehmbaren Frieden nähergebracht hätte, war 
damals nicht klar abzuschätzen und wird auch weiterhin umstritten bleiben. 
Sicher ist, daß der deutsche Verdun-Angriff, trotz aller Enttäuschungen 
und Nachteile, die er gebracht hat, die Beteiligung der Franzosen am 
Somme-Angriff sehr stark beeinträchtigt hat; für ihn hatte General Ioffre 
am 1. Juli statt der im Februar in Aussicht genommenen 39 Divisionen 
nur 11 Divisionen zur Verfügung. Ein beträchtlicher Teil der Opfer, die 
deutscherseits vor Verdun gebracht wurden, sind an der Somme erspart 
worden. Die zweifellos ungünstige Wirkung aber, die das mißglückte 
Verdun-Unternehmen Ausgeübt hat, lag vor allem in der Enttäuschung: 
Es war seit der Marne-Schlacht der erste jedermann klar erkennbare Fehl- 
schlag der deutschen Waffen. Es zerstörte die nach den Erfolgen gegen Ruß- 
land und Serbien weit verbreitete Vorstellung von der schier unbegrenzten 
eigenen Überlegenheit im Angriff und vernichtete Hoffnungen auf nahen 
Endsieg, die sicherlich übertrieben waren, aber doch in weiten Kreisen von 
Volk und Heer gehegt wurden. Die Bedeutung des Mißerfolges vor 
Verdun lag in allererster Linie auf moralischem Gebiet. 
Von der Somme-Schlacht, die Verdun in ihren Ausmaßen und ihrer 
Bedeutung noch überragte, und damit abschließend vom ganzen Kriegs- 
jähr 1916 wird man sagen können, daß das deutsche Westheer einen A b - 
wehrerfolg gegen gewaltige feindliche Übermacht errungen hatte. Die 
Absichten der Gegner, soweit sie auf einen Durchbruch hinausliefen, waren 
vereitelt. Daß das geglückt war, schien zu einem wesentlichen Teil darin 
begründet, daß ihre Kräfte nur noch ausgereicht hatten, um an der Somme- 
Front und auch hier vornehmlich nur im Abschnitt nördlich des Flusses eine 
große Offensive zu führen. Dadurch war es möglich gewesen, auf die Kräfte 
fast des gesamten Westheeres zurückzugreifen, um die bedrohte Stelle zu 
stützen. Daß hierbei die Verdun-Front wohl nicht an Zahl, aber doch an 
Kampfkraft der eingesetzten Truppen über Gebühr geschwächt werden mußte, 
zeigte, wie nahe die Spannung schließlich dem Zerreißen gekommen war. 
Im ganzen war das zahlenmäßige Stärkeverhältnis an der 
Westfront für die Deutschen noch etwas ungünstiger geworden, als es zu 
Anfang des Jahres 1916 gewesen war. Am 21. Februar hatten 118 deutsche 
Divisionen gegen 150 feindliche gestanden. Am 3. Februar 1917 zählte das 
deutsche Westheer 137 Divisionen, während die gegenüberstehenden Belgier,
	        
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