Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

172 
Die Kämpfe an der Westfront. — Verdun. 
z. 23. die Haltung einzelner im Kampfe am 15. Dezember beeinflußt haben". 
Der damalige Erste Generalstabsoffizier, Oberstleutnant a. D. Matthiaß, 
schrieb hierzu im Juli 1937: „...daß die Bekanntgabe des Friedens- 
angebotes am 12. Dezember schon an diesem Tage im Stabe der Heeres- 
gruppe als schwer stimmungsschädigend für Kampf bezeichnet wurde". Die- 
selbe Auffassung findet sich in einem Bericht der französischen 2. Armee. 
Wohl auf Grund von Gefangenenaussagen verfaßt, spricht er vom Nach- 
lassen der Widerstandskraft der deutschen Truppen und nennt unter den 
Gründen moralischer Art an erster Stelle das Friedensangebot: „Dieser 
Schritt wurde von allen nicht als ein diplomatisches Manöver betrachtet, 
sondern als ein ernster und aufrichtiger Vorschlag, der angenommen werden 
sollte durch die Gegner Deutschlands. Diese kaiserliche Kundgebung hatte 
in gewisier Weise ein Abspannen der Energien hervorgerufen, den Sinn 
auf den Frieden gerichtet und nicht mehr auf die Schlacht." 
Verdun, Frankreichs stärkste Festung, war mit der deutschen Nieder- 
läge vom 15. Dezember in ihrem ganzen Umfange wieder in französischen 
Besitz zurückgekehrt. Es war der tragische Abschluß eines gewaltigen Kamp- 
fes, der unauslöschlich eingetragen ist in das Buch der Geschichte, zunächst 
durch das, was deutsche Truppen im ersten kühnen Anlauf erreichten, viel- 
leicht aber noch mehr durch das, was sie daran anschließend im Wechsel 
von Angriff und Abwehr, schwer ringend mit einem ebenbürtigen Gegner, 
ertragen haben an Vlutopfern, Mühen und Entbehrungen. 
Nach den deutschen Anfangserfolgen hatten die Franzosen alles auf- 
geboten, was sie auf dem immerhin begrenzten Raum der Festung an 
Truppen, Geschützen, Munition und sonstigen Kampfmitteln nur irgendwie 
einsetzen konnten. Dennoch waren die deutschen Truppen bis in den 
Sommer hinein, wenn auch unter überhohen Opfern, schrittweise und ohne 
Rückschlag vorwärts gekommen. Nicht nur Vorstellungen der Festung 
waren schließlich in ihrer Hand, sondern auf der Nordostfront auch der hier 
besonders starke äußere Fortgürtel. Als der Angriff dann wegen des Kräfte- 
bedarfs anderer Kriegsschauplätze, vor allem der Somme, immer mehr ein- 
geschränkt und schließlich ganz eingestellt werden mußte, blieb man aus 
Gründen, die nicht von der Hand zu weisen sind, in der bis dahin erreichten, 
aber taktisch und besonders in den Nachschubverhältnissen überaus 
ungünstigen Linie. Nur zu schnell verbrauchten sich hier die von Kämpfen 
an anderen Fronten meist schon zermürbten deutschen Truppen, bis sie 
durch die beiden von General Nivelle gut vorbereiteten und überraschend 
geführten Gewaltstöße unter ernsten Verlusten aus dem Festungsbereich 
zurückgedrängt wurden. Es waren Vorgänge, wie sie sich im Westen nach
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.