Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die Kämpfe an der Westfront. — 
Verdun. 
Hardaumont und kleinere Werke waren in deutscher Hand. Sollte man mit 
dem Befehl zur Einstellung des Angriffs zugleich die schwer erkämpfte 
Frontlinie zurücknehmen, die ruhmvoll erstürmten Werke räumen? Diese 
Frage war schon in den Denkschriften erörtert worden, die Ende Juli 
General Schmidt von Knobelsdorf als Generalstabschef des Oberkommandos 
einerseits, General von Lochow als Führer der Angriffsgruppe Ost anderer- 
seits vorlegten. General von Lochow war der Meinung gewesen, daß die 
im Kampf errungenen Stellungen trotz mancher Schwächen bei dem bis- 
herigen Kräfteaufgebot auch gegen starke Angriffe — mit denen er rech- 
nete — gehalten werden könnten. Ein Aufgeben des Douaumont kam für 
ihn überhaupt nicht in Frage. Dann aber müsse mit Rücksicht auf Veob- 
achtung und Wirkung der deutschen Artillerie ein entsprechendes Vorfeld in 
deutscher Hand bleiben. Demgegenüber hatte General Schmidt von Kno- 
belsdorf sich dahin ausgesprochen, daß, wenn der Angriff nicht bis zur Ein- 
nähme von Fort Souville weitergeführt werden könne, Zurückgehen bis 
gegen die Ausgangsstellungen hin nicht zu vermeiden sein werde. Die 
Schwierigkeiten des Stellungsbaues und der Versorgung in der durch 
Angriff erreichten Linie hatte er damit richtig eingeschätzt. Trotzdem wurde, 
wie damals, so auch Anfang September, dahin entschieden, daß diese Linie 
zu halten sei. Denn jedes Zurückgehen mußte bei Freund und Feind, 
in Heer und Volk den Eindruck der Schwäche erzeugen. Nicht nur 
dem deutschen Ansehen, sondern auch der weiteren Entwicklung an der 
Somme wurde damit voraussichtlich schwer geschadet, mochte nun der 
Gegner hier nachstoßen oder die frei werdenden Kräfte an die Somme 
werfen. — Auch war die alte Ausgangsstellung nicht instand gehalten; 
während der Offensive hatte alles vorwärts gedrängt, der Ausbau rück- 
wärtiger Stellungen war bei dem Mangel an Arbeitskräften zu kurz 
gekommen. So ergab sich fast zwangsläufig der Entschluß, im allgemeinen 
die erreichte Linie zu halten. Daraus aber folgten all die mehrfach ge- 
schilderten zermürbenden Nöte der Truppen. Nur durch häufigere Ab- 
lösung und mehr volle Ruhe hätte man ihnen begegnen können, doch dazu 
fehlten jetzt erst recht die Kräfte. Ein sehr wesentlicher Nachteil wäre für 
die deutsche Truppe aber auch dann noch geblieben: Dem Gegner standen 
alle Vorteile des in vieljähriger Friedensarbeit planmäßig vorbereiteten 
Festungsgeländes zur Seite, vor allem schußsichere Unterkünfte, teilweise 
auch Verbindungen bis in die vorderste Linie. Die in deutscher Hand 
befindlichen Anlagen aber waren durch Feuer von beiden Seiten besonders 
schwer beschädigt, hatten verkehrte Front und waren dem Gegner bis in alle 
Einzelheiten bekannt. Gesehen wurden alle diese Schattenseiten des Aus- 
Harrens in der bisherigen Stellung rechtzeitig auch von der höchsten Füh-
	        
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