Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Betrachtungen. — Führung und Kampfverfahren. 
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Regelung war eine in ihrem Verlaufe sich durchsetzende schärfere Ab- 
grenzung der Führungsaufgaben verbunden, derart, daß die Führer der 
Gruppen und Armeen sich von der unmittelbaren Leitung des Kampfes 
losmachten und diese den Divisionskommandeuren überließen. Nur der 
Kampfeinsatz der schweren Artillerie bildete eine Ausnahme'). Im wefent- 
lichen bestand die Aufgabe der Gruppenkommandos fortan darin, das 
Ausammenwirken der Divisionen, insbesondere bei gemeinsamen Gegen- 
angriffen, sicherzustellen, die Zuweisung der neu eintreffenden oder noch 
verfügbaren Verbände entsprechend den durch den Feind geschaffenen Ve- 
dürfnissen oder den eigenen Absichten zu regeln und dafür Sorge zu tragen, 
daß es nicht zu einer verhängnisvollen Überspannung der Kräfte kam. Ins- 
besondere lag ihnen die Leitung der Ablösungen ob, die von Anfang 
September ab in vorausschauender Planung und regelmäßiger Folget 
durchgeführt wurden. 
Der Zwang, die Somme-Schlacht als reine Verteidigungsschlacht durch- 
zukämpsen, hat dieser auf deutscher Seite ein sehr einförmiges Gepräge 
gegeben. Es handelte sich ausschließlich darum, das im Besitz befindliche 
Gelände fe st zuhalten. Gegenstöße und Gegenangriffe haben fast 
ausschließlich diesem Zwecke gedient. Dabei bestätigte sich die Erfahrung, 
daß die Verteidigung gegenüber weit überlegenen Kräften und angesichts 
gewaltiger feindlicher Feuerwirkung nicht mehr in der Weise durchgeführt 
werden konnte, daß eine einzige Grabenlinie verteidigt wurde, sondern nur 
durch eine Flächenbefestigung von erheblicher Tiefe, bei der aller- 
dings die vorderste Linie als die zu haltende oder, wenn verloren, wieder 
zu gewinnende ausdrücklich bezeichnet wurde. In den „Erfahrungen der 
I.Armee in der Somme-Schlacht" sagte das Armee-Oberkommando: „Den 
Angriff des Feindes möglichst im Keime zu ersticken, ist Aufgabe der 
Artillerie und der Minenwerfer. Gelingt es dem Feinde trotzdem, seine 
Gräben zum Sturm zu verlassen, ist eine dünne Besatzung der vorderen 
Linie mit einigen Maschinengewehren und reichlichen Nahkampfmitteln im 
Verein mit gut liegendem Sperrfeuer und unter Mitwirkung der auf über- 
höhenden Geländeteilen weiter rückwärts eingebauten Maschinengewehre 
in der Lage, jeden Angriff abzuwehren. Unbedingt muß daran festgehalten 
werden, daß trotz »Flächenbefestigungen« der Kampf in der vordersten 
Linie, und falls diese überrannt wird, u m die vorderste Linie ausgefochten 
werden muß. Vorbedingung für die Abwehr eines feindlichen Angriffs 
ist es, daß die eigene tiefgegliederte Infanterie trotz tagelangen Wirkungs- 
fchießens und Trommelfeuers der feindlichen Artillerie gefechtsfähig erhalten 
') Näheres S. 109. — 2) Anl. 3.
	        
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