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Die Kämpfe an der Westfront. — Somme.
am 1. Juli nur 531/2 betragen hatte, stieg bis zum 21.Oktober in der
Front GommZcourt—Beuvraignes auf 2181/a, nebst einer Anzahl schwerster
Geschütze. Diese Zahlen geben einen Maßstab für die Bedrängnis, in der
sich die Verteidiger in der Anfangszeit der Schlacht befunden haben. Die
deutschen Kräfte haben um das Mehrfache erhöht werden müssen, um ihre
Abwehraufgabe im Kampfe gegen einen auch dann noch erheblich über-
legenen Feind lösen zu können.
Bei dem ungeheuren Druck, der im Spätsommer und Herbst 1916 auf
allen Fronten der Mittelmächte und insbesondere der Westfront lastete,
hat es Monate gedauert, bis die deutschen Führer an der Somme die
Mittel in der Hand hatten, um der feindlichen Offensive zwar nicht gleiche,
aber doch einigermaßen ausreichende Abwehrkräfte entgegenstellen zu können.
Das Mißverhältnis der Stärken, die Beherrschung des Luftraumes
durch den Feind') und der Ausfall fast aller Nachrichtenmittel in der Kampf-
zone') versetzten die höhere Führung, zumal in den ersten Wochen
der Schlacht, in eine äußerst schwierige Lage. Sie mußte von der Hand in
den Mund leben und zufrieden sein, wenn es gelang, einen Zusammenbruch
zu verhindern und dem Feinde jeden Schritt vorwärts streitig zu machen.
Zerreißung vieler Truppenverbände und Verwendung der einzelnen Teile,
wie es gerade das dringendste Bedürfnis gebot, waren nicht zu vermeiden.
Planmäßiges Arbeiten war so gut wie unmöglich. Ein solches ließ sich
nicht erreichen, solange nicht eine genügende Zahl von Truppen und Kampf-
Mitteln eingetroffen und die gesamten Kriegsmittel den Kampsverhältnisien
entsprechend gegliedert waren. Diese Aufgabe wurde erst von Ende August
an mit der Bildung der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht befriedigend
gelöst. Die Somme-Schlacht trägt daher auf deutscher Seite den Charakter
einer allmählich von fallweisen und örtlichen Anord-
nungen zu planmäßiger Führung sich entwickelnden
Handlung. Zur Herbeiführung größerer Stetigkeit trug es wesentlich
bei, daß seit Ende September die Generalkommandos der Hauptkampffront,
im Ausgleich für den unvermeidlichen raschen Wechsel der Divisionsstäbe,
länger in ihren Gruppenabschnitten verblieben, und daß bodenständige Osfi-
ziere eingesetzt wurden, um das Einarbeiten neu eintreffender Verbände in
die Lage zu erleichtern. Die Erhaltung der Leistungsfähigkeit von Truppen
und Gerät sowie der Ersatz und die Wiederherstellung aller Kampfmittel
wurde durch neu geschaffene Einrichtungen gefördert.
Mit jener rund drei Monate nach Einleitung der Schlacht erreichten
>) Bd. X, S. 343. —
y 23t>. X, S. 358.