Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Der Sommer 1915. 
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einmal der an den Dardanellen hart bedrängten Türkei durch Öffnung des 
von Serbien gesperrten Donau-Weges Hilfe zu bringen, vor allem aber 
starke Kräfte auf den westlichen Kriegsschauplatz zurückzuführen und hier den 
schon im Frühjahr geplanten Cntscheidungskampf auszutragen. Ende Juli 
vermerkte der Chef des Feldeisenbahnwesens, Generalmajor Groener, in 
seinem Privattagebuch^): „Sie (d.h. Falkenhayn und Tappen) wollen sich 
mit der Defensive in der Bug-Linie begnügen, um dann ihre zehn Korps 
zum Durchbruch nach dem Westen zu bringen. Auf diesen Gedanken kommt 
Falkenhayn immer wieder zurück". Auch den Feldzug gegen Serbien, für 
den der Osten die Kräfte hergeben sollte, hoffte der Generalstabschef so rasch 
zu führen und zu beendigen, daß der große Entscheidungsschlag auf fran- 
zösischem Boden noch im Jahre 1915 fallen konnte. Als Durchbruchsstelle 
scheint auch jetzt die überwiegend von Engländern besetzte Front nördlich 
der Somme in Aussicht genommen gewesen zu sein. Ein vorangehender 
Angriff im Ober-Elsaß sollte ablenkend wirken. 
Da aber im Beginn des serbischen Feldzuges Verzögerungen eintraten 
und General von Falkenhayn im Widerspruch zu diesen seinen Plänen es 
zuließ, daß die Operationen im Osten weiter ausgedehnt wurden und 
dabei zum Teil auch andere Bahnen nahmen, als er ursprünglich gewünscht 
und erwartet hatte, konnte bereits um die Monatswende August/September 
kein Zweifel daran bestehen, daß der Zeitpunkt für den Durchbruch im 
Westen in die Ferne rückte. Die Rückführung aller im Osten nach Abschluß 
der dortigen Offensive entbehrlich werdenden Kräfte an die Westfront 
mußte so erhebliche Zeit in Anspruch nehmen, daß die Durchbruchsoperation 
schwerlich noch vor Eintritt des Winters hätte begonnen werden können. 
Die schwere Krise, die Ende September der von General von Falkenhayn 
nicht vorhergesehene feindliche Doppelangriff in der Champagne und im 
Artois heraufbeschwor, verschob dann alle Grundlagen des Planes und 
stellte eine Zeitlang sogar ernsthaft in Frage, ob überhaupt noch an seine 
Verwirklichung gedacht werden könne. General von Falkenhayn wurde 
jedoch dieses Schwächeaugenblicks mit seiner oft erprobten Nervenstärke 
schnell wieder Herr. Cs gehörte Wagemut und Zielsicherheit dazu, um 
trotz der verschärften Lage an der Westfront dem kurz zuvor gefaßten Cnt- 
Wusse treu zu bleiben, das deutsche Stärkeaufgebot für den serbischen Feld- 
zug so zu erhöhen, wie es der unerwartet eingetretene Ausfall im Kräfte- 
beitrag des Verbündeten erforderte. Bei der Durchführung der Balkan- 
Offensive hielt der Generalstabschef streng daran fest, daß starke deutsche 
Kräfte nur vorübergehend auf einem Nebenkriegsschauplatz festgelegt werden 
durften. 
*) Band VIII, ©.343, Anmerkung.
	        
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