Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Schwindendes Vertrauen zu General von Falkenhayn. 
6Z5 
eine Spannung, die sich gelegentlich bei Vorträgen infolge der Gereiztheit 
des Generals in scharfen Auseinandersetzungen äußerte. Die Annahme liegt 
nahe, daß auch die von Monat zu Monat wachsende Enttäuschung über den 
Gang der Operationen im Maas-Gebiet, die unerwartete Wendung der 
Dinge im Osten und schließlich die durch die Somme-Schlacht verschärfte 
Krisis der Gesamtlage den Obersten Kriegsherrn allmählich in seinem 
unbedingten Vertrauen auf die Führung des Generals von Falkenhayn 
wankend gemacht haben. 
In der militärischen Umgebung des Kaisers hegte vor allen der dienst- 
tuende Generaladjutant, Generaloberst von Plessen, Zweifel, ob der General- 
stabschef imstande sein würde, der immer schwieriger werdenden Verhältnisse 
Herr zu bleiben. Auch dem Reichskanzler schien von neuem erwiesen, daß 
General von Falkenhayn seiner Stellung nicht gewachsen sei. Cr nahm 
aber in Übereinstimmung mit dem Chef des Geheimen Zivilkabinetts 
von Valentini davon Abstand, dem Kaiser gegenüber dieser Überzeugung 
Ausdruck zu geben. „Ich möchte glauben", so schrieb er am 14. Juni an 
den Kabinettschef, „daß es Pflicht des Generals von Lyncker ist, dem 
Kaiser die Situation offen vorzutragen . . . Militärische Erwägungen, 
die von mir kommen, werden zurückgewiesen, sind aber notwendig, um den 
allgemeinen politischen Erwägungen den gehörigen Nachdruck zu geben'"). 
Der Chef des Militärkabinetts, Generaloberst Freiherr von Lyncker, lehnte 
es aber entschieden ab, dem Kaiser einen Personenwechsel vorzuschlagen. 
Von entscheidendem Einfluß auf die Entwicklung der Dinge wurden Ende I««. 
die Erörterungen und Verhandlungen, die sich von Ende Juni ab um die 
Betrauung des Generalfeldmarschalls von Hinden- 
bürg mit dem einheitlichen Oberbefehl im Osten 
drehten'). Anfangs stand der Oberste Kriegsherr dabei noch ganz auf dem 
Standpunkt des Generals von Falkenhayn. Ein Gegensatz machte sich erst 
geltend, nachdem am 22. Juli der Kaiser unter dem Eindruck der vom 
Kanzler übermittelten Sorgen und Wünsche des einflußreichen ungarischen 
Politikers Grafen Andrassy den Entschluß gesaßt hatte, durch persönliche 
Aussprache in Pleß mit Erzherzog Friedrich die strittigen Fragen der 
Befehlsführung im Osten zu regeln und zu diesen Verhandlungen auch 
Generalfeldmarschall von Hindenburg und General Ludendorff hinzu- 
zuziehen. General von Falkenhayn empfand letztere Maßnahme als eine 
Beeinträchtigung seiner Rechte als allein verantwortlicher Ratgeber des 
Obersten Kriegsherrn und sah es als Zeichen mangelnden Vertrauens an, 
von Valentini: „Kaiser und Kabinettschef", S. 239. 
2) S. 524 ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.