Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Vorbereitung der Konferenz in Chantilly. 
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Über die Weiterführung der Operationen gingen die Ansichten zum 
Teil auseinander. Trotz der im Jahre 1913 gemachten Erfahrungen hielt 
General Ioffre an der Überzeugung fest'), daß es bei gunstigem Kräftever- 
hältnis möglich sein werde, einen Durchbruch durch die feindlichen Linien 
zu erzwingen, wenn nur die Operation auf genügend breite Grundlage 
gestellt würde. Es müsse damit freilich auf dem französischen Kriegsschau- 
platz mit Rücksicht auf das Wetter, die Einstellung zweier neuer Jahrgänge 
und die Munitionsbeschaffung bis zum Frühjahr 1916 gewartet werden. 
Die Entscheidung könne nur an der französischen oder russischen Front 
fallen, doch müsse gleichzeitig auch Italien angreifen. Zwei Monate höch- 
stens dürften die Zeiten des Beginns der russischen und französisch-britischen 
Offensive auseinanderliegen, sonst sei der Feind in der Lage, seine Truppen 
von einer Front an die andere zu werfen. 
Die Auffassung des britischen Generalstabes kam diesem 
Gedankengang insofern nahe, als er geneigt war, alle Nebenoperationen 
aufzugeben, sich auf die Behauptung der britischen Besitzungen, insbeson- 
dere Ägyptens zu beschränken und alle frei werdenden Truppen nach dem 
Hauptkriegsschauplatz heranzuziehen. Die dabei vor allem in Aussicht ge- 
nommene Räumung von Saloniki widersprach allerdings durchaus den sran- 
zösischen Wünschen. 
Einen völlig abweichenden Standpunkt vertrat die russische 
Heeresleitung. General Alexejew, der Generalstabschef des Zaren, 
hielt es für verkehrt, jetzt noch den Durchbruch an den Hauptfronten zu 
versuchen. Cr empfahl den Angriff auf die schwächste Stelle der Mittel- 
mächte: mit je zehn Korps vom Balkan aus und durch die Bukowina nach 
Ungarn und auf Wien"). 
Demgegenüber lehnte es General Ioffre ab, die Hauptfronten zu 
schwächen, um starke Truppenmassen über See in ein Land zu führen, wo 
sie beim Fehlen brauchbarer Verbindungen gar nicht zur Wirkung gebracht 
werden konnten. Die Erhaltung der Armee Sarrail in Saloniki erachtete 
er aber für unbedingt erforderlich. 
Was das Kräfteverhältnis anbetraf, so verfügte Deutschland nach den 
Schätzungen des französischen Nachrichtendienstes noch über 1^> Millionen 
Ersatzmannschaften, die ihm bei gleichem Menschenverbrauch wie bisher ein 
weiteres Durchhalten auf etwa acht Monate ermöglichten. Mochte die 
Türkei erschöpft scheinen, Österreich-Ungarn bereits die Mannschastsklasse 
1917 einberufen haben —, solange das deutsche Heer die bisherige zahlen- 
x) Franz. amtl. Werk, a. a. O., S. 6. 
-) S. 428.
	        
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