Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Türkische Waffenhilfe in Europa. 
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türkische Waffenhilfe, diesmal ein Korps, gegen Rußland zu erbitten. Cnver 
Pascha glaubte die Abgabe von insgesamt sechs Divisionen verantworten 
zu können, obgleich dagegen vor allem General von Liman schwere Be- 
denken äußerte, dessen Armee in erster Linie von den Abgaben betroffen 
wurde. Diese waren um so fühlbarer, als die dafür bestimmten Verbände 
ihre weniger tauglichen Mannschaften zurückließen und dafür aus dem 
ganzen Heer das Beste eintauschten. Zum Eingreifen gegen Rumänien 
wurde das VI. Korps mit zunächst zwei Divisionen in Thrazien bereit- 
gestellt. An die galizische Front ging das XV. Korps mit zwei Divisionen; 
seine ersten Transporte langten am 19. Juli an der Donau an'). 
Am 3. August trafen sich die General st abschefs der Mit- 
telmächte mit Cnver Pascha inBudapeft. Im Vorder- 
grund der Besprechungen stand die rumänische Frage. Der am 28. Juli 
zwischen der deutschen, österreichisch-ungarischen und bulgarischen Obersten 
Heeresleitung abgeschlossenen Militärkonvention für den Fall des Krieges 
mit Rumänien trat der türkische Vizegeneralissimus bei2). Für den Fall 
des Losschlagens Rumäniens hatte er bereits Ende Juli in Bukarest das 
Eingreifen der Türkei angekündigt. Anfang August erreichten die Vor- 
kommandos des türkischen VI. Korps die rumänische Dobrudscha-Grenze. 
Trotz der großen Erfolge an den Dardanellen und bei Kut hatte sich 
die Gesamtlage der Türkei im Laufe des Jahres 1916 verschlechtert. Tief 
standen die Russen in Armenien und die Engländer im Irak auf türkischem 
Boden. Von Ägypten her drohte in Verbindung mit dem Aufstande in 
Arabien überlegener englischer Angriff. Auch die Lage zur See°) war weniger 
günstig geworden. Kohlenmangel schränkte die Vewegungssähigkeit der 
türkischen Flotte ein, während die russische, durch das neue Großkampfschiff 
„Imperatriza Maria""), an Kampfkraft überlegen, erhöhte Tätigkeit ent- 
faltete. Sie konnte auch durch die wenigen deutschen Unterseeboote kaum 
gehemmt werden. Selbst der Kohlentransport auf der kurzen Strecke von 
Sunguldak bis Konstantinopel war gefährdet. 
Roch ernster war, daß die Kräfte des Landes mit der Zunahme der 
militärischen Beanspruchung zurückzugehen schienen. Dies zeigte sich nicht 
nur in abnehmender Kampfkraft des Heeres, sondern auch in wachsenden 
wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Besonders bedenklich waren die sinkenden 
S. 537. — -) S. 599. 
3) Näheres hierüber siehe Marine-Archiv: „Der Krieg zur See 1914—1918. 
Der Krieg in den türkischen Gewässern. Band I. Die Mittelmeer-Division", 
S. 214 ff. 
4) Band IX, S. 194.
	        
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