Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ereignisse am Balkan und an der Front der Türkei. 
Bagdad und damit in den Rücken der 150 Kilometer südlich davon bei Kut 
el Amara stehenden, rund 20000 Mann starken türkischen 6. Armee. Deren 
Lage war schon schwierig genug. Neben der Einschließung einer auf Kut 
zurückgeworfenen indischen Division') war nur 40 Kilometer südöstlich von 
der Stadt ein an Zahl überlegenes englisches Entsatzkorps abzuhalten, 
dessen Angriffe im Januar mit Mühe abgewehrt worden waren. Ver- 
stärkungen trafen nur spärlich ein und genügten kaum, um den starken 
Abgang der Front zu decken. Ihnen noch Kräfte für den persischen Kriegs- 
schauplatz zu entnehmen, war ein schwerer Entschluß. Bereits am 6. Januar 
hatte Generalfeldmarschall von der Goltz der deutschen Obersten Heeres- 
leitung den Ernst der Lage geschildert und seine Bitte um Zuteilung 
deutscher Truppen wiederholt. Mehrfach wies er auch im Laufe des Februar 
auf die Gefahr gemeinsamen englisch-russischen Angriffs gegen Bagdad hin. 
Frühjahr im Die Absicht, die türkische 2. Armee zur Vertreibung der Engländer im 
Irak einzusetzen, mußte angesichts der besonders gefährlichen Lage in 
Armenien aufgegeben werden. Diese erforderte sofortige türkische 
Gegenmaßnahmen. Die 2. Armee sollte, wie auch General von Falkenhayn 
befürwortete, zwischen Wan-See und Eharput einen Flankenstoß gegen die 
Russen führen, die der weichenden 3. Armee nachdrängten. Auch dieser 
selbst wurden Verstärkungen zugeführt, um ihre gänzliche Auflösung zu 
verhindern und sie zum Stehen zu bringen. In General Wehib Pascha, 
bisher Führer der 2. Armee, erhielt sie einen neuen tatkräftigen Oberbefehls- 
Haber. Den Befehl über die 2. Armee übernahm der frühere Kriegsminister 
General Izzet Pascha. Der Abtransport der Verstärkungen nach Armemen 
blieb dem Gegner aber nicht verborgen und bestimmte ihn, vor deren Ein- 
treffen aufs neue gegen die türkische 3. Armee loszuschlagen. Sein Ziel war 
die Hafenstadt Trapezunt. Die türkische Flotte, neuerdings durch ein 
deutsches großes Unterseeboot verstärkt, suchte die feindlichen Operationen 
an der Küste zu stören. Daß Landungen im Rücken der 3. Armee statt- 
fanden und Trapezunt am 18. April in russische Hände fiel, konnte sie aber 
nicht verhindern, denn der Weg dorthin war von Konstantinopel fast 
doppelt so weit wie von dem in seiner Flanke liegenden russischen Kriegs- 
Hasen Sewastopol. Mit Trapezunt hatte der Feind einen Stützpunkt 
gewonnen, der vor allem als Nachschubbasis seine weiteren Operationen 
wesentlich erleichterte. 
Im Mai besserte sich die Lage. Die 3. Armee war durch die Ver- 
stärkungen auf 60 000 Mann gebracht und hatte auch an innerem Halt 
gewonnen. Freilich bestanden noch außerordentliche Schwierigkeiten. Die 
-) Band IX. S. 195.
	        
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