Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Armenien und P ersten. 
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unterlegenen türkischen 3. Armee überraschend. Die dünn besetzten Stel- 
lungen, die östlich von Crzerum in 300 Kilometer Breite vom Wan-See 
bis zum Schwarzen Meer reichten, wurden in der Mitte durchbrochen. In 
dauernden Kämpfen wurde die 3. Armee auf Erzerum zurückgedrängt, das, 
weniger Festung als verschanztes Lager, am 16. Februar verlorenging. Vei 
dauernder Gefechtsfühlung mit den Russen gelang es erst in den letzten 
Februartagen, die Trümmer der Armee etwa halbwegs Crzerum—Crzingjan 
zum Stehen zu bringen. Schwerer wie der Raumverlust wog ihre zu- 
nehmende Auflösung. Wie der Militärattache Oberst von Lossow am 
17. Februar meldete, betrug die Gesamtstärke der Armee höchstens noch 
30 000 Mann, deren Gefechtskraft neuen Belastungen kaum mehr gewachsen 
schien. Kälte und Verpflegungsmangel hatten den Truppen mehr als 
feindliche Einwirkung zugesetzt; die Einbuße an kaum ersetzbarem Gerät 
war groß. 
Auch im Grenzgebiet gegen Persien erfuhr die Lage eine 
ungünstige Veränderung. Seit dem Sommer 1915 hatte Deutschland seine 
Bemühungen um die Gewinnung Persiens verstärkt, wo ein deutschfreund- 
liches Kabinett am Ruder war. Die im Laufe des Jahres in den wichtigsten 
persischen Städten eingesetzten deutschen „Konsuln" entfalteten lebhaftere 
Tätigkeit und gingen unter Leitung des Militärattaches in Teheran zu 
einer Art Kleinkrieg gegen Cntente-Einrichtungen und -Vertreter über, 
während eine deutsche Expedition unter Oberleutnant Niedermayer unter 
größten Schwierigkeiten im Herbst Kabul erreicht hatte, um den Emir von 
Afghanistan zum Einfall in Indien zu bestimmen. Auch war eine deutsch- 
persische Militärmission von zunächst 24 deutschen Offizieren gebildet 
worden, um persische Truppen unter deutscher Leitung aufzustellen. Aber 
bevor sie ihren Bestimmungsort erreichte, hatte sich im November 1915 
die Lage geändert. Der Versuch, den Schah nach Westpersien und damit 
unter deutschen Einfluß zu bringen, schlug fehl. Die russische Drohung, in 
Teheran einzurücken, führte Ende 1915 zum Rücktritt des Kabinetts und 
zur Unterwerfung des Schahs unter russischen Willen. Gleichzeitiges Vor- 
gehen russischer Truppen, rund 14 000 Mann1), warf die erst im Aufbau 
begriffenen Streitkräfte der persischen Nationalisten und schwache türkische 
Truppen, zusammen einige tausend Mann, über den Haufen. Hamadan 
und Kum gingen verloren, Ende Februar auch Kermanschah. Langsam 
näherten sich die Russen der türkischen Grenze. 
Dieses russische Vordringen hatte Generalfeldmarschall vonderGoltz, 
der Oberbefehlshaber im Irak, mit Sorge verfolgt, denn es führte auf 
*) General Varatow mit 1. kauk. Kavalleriekorps und einigen Infanterie-Ver- 
bänden.
	        
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