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Die Front gegen Italien.
heit zu führen; eine Verzögerung der Unternehmungen, die der Vorbereitung
zustatten käme, könnte mit voller Ruhe in Kauf genommen werden. Am
7. Juni empfahl er gründliche Artillerievorbereitung und warnte vor Über-
stürzung des Angriffs und allen abseits der großen Kampfhandlung gelegenen
zwecklosen Unternehmungen gegen noch nicht niedergekämpfte Stellungen.
Auch bei der Besprechung mit General von Falkenhayn am 8. Juni in
Berlin') zeigte er noch keine Neigung, den Angriff in Tirol einzustellen,
wenngleich er die Hoffnung auf entscheidenden Erfolg aufgegeben hatte. Cr
fürchtete, daß das Abbrechen des Angriffs eine sofortige Gegenaktion der an
Zahl weit überlegenen Italiener zur Folge haben würde, fügte sich dann
aber doch darein, daß Italien der großen Kriegsentscheidung gegenüber
Nebenkriegsschauplatz wurde.
Inzwischen war der Angriff des Korps vom 9. Juni auf den 12.
verschoben worden. Die vom Isonzo herankommende 61. Infanterie-
Division mußte nach Galizien abgegeben werden, die 48. Infanterie-
Division sollte ihr folgen. Generaloberst von Conrad war sich klar darüber,
daß eine Beschränkung der Ziele nicht mehr zu umgehen sei. Von dem
Ergebnis des nächsten Angriffs sollte es abhängen, wo die künftige Dauer-
ftellung zu liegen habe. Erzherzog Eugen beurteilte die Lage immer noch
i2. suiti. aussichtsreich. Cr meldete am 12. Juni nach Teschen, daß dem Kräfte-
ausfall entsprechend zwar mit langsamerem Vorwärtskommen zu rechnen
sei, daß er aber an dem Ziele festhalte, den Angriff bis in die Ebene zu
tragen.
Dem Angriff des XX. Korps am 12. und 13. Juni südlich von
Arsiero in der Gegend des Priafora blieb der Erfolg versagt. Die Aus-
sichten, den letzten Gebirgsriegel zu gewinnen, der das Becken von Arsiero
auf dem Westufer des Astico noch von der Ebene trennte, waren sehr gering.
Hingegen sah der Erzherzog dem für den 15. Juni angesetzten Angriff des
I. Korps der 3. Armee östlich des Astico mit Zuversicht entgegen und bat
die Heeresleitung deshalb dringend, .den zur Zeit im Zuge befindlichen
Angriff planmäßig auslaufen zu lassen. Generaloberst von Conrad
genehmigte die Pläne der Heeresgruppe, soweit sie die 3. Armee betrafen,
ersuchte aber um Einstellung der aussichtslosen Angriffe bei der 11. Armee,
für die er die Führung verantwortlich machte, und veranlaßte die Abberufung
des Generalobersten Dankl und seines Generalstabschefs. Am 17. Juni
übernahm der bisherige Führer der 10. Armee, Generaloberst^ Rohr, den
Befehl über die 11. Armee.
i) S. 460 f.
*) Inzwischen zu diesem Dienstgrade befördert.