Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Verzögerung des österreichisch-ungarischen Angriffs in Südtirol. 575 
ungünstig, daß er sich gezwungen sah, am 6. April alle Truppenbewegungen e. Apr«. 
zur Vereitstellung für den Angriff anzuhalten. Angesichts der Unmöglichkeit, 
die Entwicklung der Wetterlage im voraus abzuschätzen, überließ ihm die 
Heeresleitung auf feinen Antrag die Bestimmung des Angriffstages. 
Das Ende dieser Zeit des Wartens mit all ihren Nachteilen und 
Gefahren war zunächst nicht abzusehen. Frost, Tauwetter, Sonnenschein, 
Schnee und Regen lösten sich im raschen Wechsel ab, wie das in der Mer- 
gangszeit vom Winter zum Sommer im Gebirge der Fall zu sein pflegt. 
Die Heeresleitung drängte, die Befehlsstellen in Tirol wehrten ab. Ange- 
sichts der Schneeverhältnisse schien der Angriff nicht vor Mitte Mai durch- 
führbar. Das war die Zeit, die Generaloberst von Conrad vor dem Kriege 
stets als früheste für größere Operationen in dieser Gegend angesehen hatte. 
Überläufer schienen die Angriffsabsichten verraten zu haben. Cs wurde beob- 
achtet, wie die Italiener mit Eifer am Stellungsbau arbeiteten, ohne daß es 
gelang, sie hierin wirksam zu stören. Am 21.April bestand bei der 11. Armee 
der Eindruck, „daß der Feind im allgemeinen auf die Offensive gefaßt, aber 
über die Richtung noch nicht ganz im klaren" fei1). 
Mit Überraschung des Feindes war nach der langen Zeit des Wartens 
kaum noch zu rechnen. Generaloberst D a n k l hielt die italienische Stel- 
lung auf dem Westflügel für die schwächste und rechnete deshalb hier am 
ehesten auf Erfolg. Die westliche Angriffsgruppe, das VIII. Korps zwischen 
Rovereto und Vielgereuth, sollte um eine Division auf 31 Bataillone ver- 
stärkt werden und gleichzeitig mit der Mitte, dem XX. Korps zu 34 Batail¬ 
lonen, angreifen. Erst nach dem Durchbruch durch die vorderste Linie sollte 
dann auf dem Ostflügel das ohnehin schon etwas weiter in die gegnerische 
Front hineinragende III. Korps mit seinen 26 Bataillonen antreten. Cs 
blieben dann noch zwei Divisionen zur Verfügung des 11. Armee-Kom- 
mandos. Das Ganze bedeutete eine Verlegung des Schwergewichtes nach 
rechts; die baldige Gewinnung der Straße nach Schio spielte dabei eine 
Rolle. 
Von der 3. A r m e e waren Teile des XVII. Korps in der Front 
beiderseits des Sugana-Tales eingesetzt. Der Rest dieses Korps sowie das 
XXI. und I. Korps waren nördlich von Trient versammelt. 
Erzherzog Eugen billigte den Plan der 11.Armee, auch die 
Heeresleitung in Teschen sah sich nicht veranlaßt, in die Kräfte- 
Verteilung einzugreifen, deutete aber doch an, daß ihr gleichzeitiger Angriff 
des linken Flügelkorps lieber sei. Generaloberst Dankl blieb jedoch bei 
seinem Plan, setzte den Angriffsbeginn auf den 15. Mai fest und gab am 
10. Mai die endgültigen Befehle. 
') Osterr. amtl. Werk, Band IV, S. 225.~~
	        
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