Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Neugliederung. 
erst gebildet werden. Das Verfügungsrecht über diese Truppen hatte 
sich der Generalstabschef noch vorbehalten, angesichts der Möglichkeit, daß 
die Gefahr beim Oberbefehlshaber Ost vielleicht bereits gebannt sei, bis die 
Divisionen verwendungsbereit würden, und daß diese dann der Heeres- 
gruppe Erzherzog Karl zugeführt werden müßten. Inzwischen aber hatte 
der Oberbefehlshaber Ost über die 123. Infanterie-Diviston bereits verfügt, 
um die 75. Reserve-Division frei zu machen, und am I. August gedrahtet, er 
habe die Unterstellung aller drei Divisionen als selbstverständlich angenommen 
und halte sie für unerläßlich; er brauche die Divisionen namentlich für die 
ö.-u. 2. Armee. Es sei unmöglich, sachgemäße Entschlüsse zu fassen, wenn 
aus der Hand in den Mund gelebt werden müsse. Er schloß: „Daß ich 
darauf gefaßt sein muß, nach Festigung der Lage die österreichisch-ungarischen 
Armeen weiter südlich zu stützen, ist ebenso selbstverständlich für mich." 
General von Falkenhayn lehnte aber die Freigabe der 195. und 
197. Infanterie-Division vor Beendigung ihrer Aufstellung ab, zumal da 
der Oberbefehlshaber Ost die Front der ö.°u. 2. Armee erst in der Nacht 
zum 3. August übernähme und die Divisionen gar erst vom 5. August ab 
bei Lemberg und Siedlee einzutreffen begannen. 
5AvTu< Sofort nach Rückkehr von der Reise meldete der Generalfeld- 
Marschall am 4. August drahtlich dem Kaiser über seine „sehr ernsten" 
Eindrücke vom österreichisch-ungarischen Heere. Die Lage der ö.-u. 2. Armee 
sehe er als gefährdet an. Er halte den Einsatz von zwei deutschen Divisionen 
dort für „unumgänglich notwendig" und erbitte nochmals Unterstellung der 
195. und 197. Insanterie-Division. Der Meldung folgte am 5. August vor- 
mittags ein ausführlicher Bericht über den Zustand des österreichisch- 
ungarischen Heeres mit Vorschlägen zur Behebung erkannter Mängel. Cr 
schloß: „Die Heeresgruppen Eichhorn und Prinz Leopold werden ihre 
Dauerstellungen halten. Die Heeresgruppe Linsingen und die ö.-u. 2. Armee 
müssen ihre jetzigen Stellungen aber erst als solche ausbauen." Ob das auf 
dem rechten Flügel der Heeresgruppe Linsingen und bei der ö.-u. 2. Armee 
gelingen werde, sei zweifelhast. Müsse die ö.-u. 2. Armee zurück, so werde 
die Stellung der Heeresgruppe Linsingen, namentlich aber die der Süd- 
armee ernstlich gefährdet und die Wiedereroberung der Bukowina wesentlich 
erschwert. Würden die beiden erbetenen Divisionen zur Verfügung gestellt 
— so hieß es weiter —, „wovon der Ausgang des Krieges in entscheidender 
Weise abhängt, so kann die Dauerstellung, wenn der nötige Draht geliefert 
wird, mit Sicherheit ausgebaut werden. Ich werde dann voraussichtlich 
in der Lage sein, Ende August erheblichere Kräfte frei zu machen, also in 
einer Jahreszeit, wo ein aktives Kriegführen längs der Karpaten oder an 
anderer Stelle noch möglich ist".
	        
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