Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Neugliederung. 
veranlaßt durch die Ereignisse im Styr-Vogen von Czartorysk und ihre 
Rückwirkung auf die Front nördlich des Pripjet bei gleichzeitigen schweren 
Angriffen gegen die Heeresgruppe Prinz Leopold, dem Reichskanzler am 
8* au« 4. Juli durch Staatssekretär Helfferich sagen: „Das Fehlen der Befehls- 
einheitlichkeit überschreite das Maß der Verantwortung, die in dieser 
gefährlichen Situation überhaupt noch zu tragen sei"'). Ein am 5. Juli 
beim Oberbefehlshaber Ost aufgesetztes Schreiben an den Chef des Militär- 
kabinetts, das die Angelegenheit behandelte, ist nicht abgesandt worden^). 
Am 7.Juli aber richtete Generalfeldmarschall von Hindenburg 
an ihn die dringende Mahnung: „Auf die Gefahr hin mißverstanden zu 
werden, halte ich es doch für meine Pflicht auszusprechen, daß die recht 
schwierige Lage im Osten nur dann vielleicht noch beseitigt werden kann, 
wenn die ganze Front von Kurland bis zur Bukowina unter einheit- 
lichen Befehl gestellt wird, dem volle Selbständigkeit gelassen werden muß 
und Reserven zugeführt werden." Dieser Schritt veranlaßte General 
von Falkenhayn, in einer unmittelbaren Antwort an Generalfeld- 
Marschall von Hindenburg die Schwierigkeiten darzulegen, die der gewünsch- 
ten Vefehlsregelung entgegenständen. Es käme nur in Frage, die Front 
von der Ostsee bis einschließlich der Heeresgruppe Linsingen dem Ober- 
befehlshaber Ost zu unterstellen. Daraufhin schlug dieser zunächst eine 
Doppelunterstellung, unter die deutsche Oberste Heeresleitung für den 
deutschen Teil seiner künftigen Front, unter die österreichisch-ungarische 
für die Heeresgruppe Linsingen vor. Cr befand sich dabei in Überein¬ 
stimmung mit den Gedanken leitender Wiener Kreise und auch des öfter- 
reichisch-ungarischen Obersten Befehlshabers, Erzherzogs Friedrichs. Eine 
solche Doppelunterstellung erklärte aber General von Falkenhayn für 
„völlig unmöglich", da sie den Einfluß des Kaisers in „Lebensfragen des 
Heeres und damit des Reiches ausschalten" würde. Cr wolle keinen Zweifel 
darüber lassen, daß der deutsche Befehlshaber an der Ostfront nur dem 
Kaiser und damit der deutschen Obersten Heeresleitung unterstellt sein dürfe, 
und daß sein Verkehr mit der österreichisch-ungarischen Heeresleitung durch 
die deutsche gehen müsse. Dieser Auffassung stimmte nunmehr auch der 
Oberbefehlshaber Ost zu. 
g.Juli. Generaloberst von Conrad lehnte am 9. Juli auch den neuen 
Vorschlag „aus sachlich-militärischen Gründen" ab, da eine Teilung der von 
den Russen einheitlich und mit Übermacht angegriffenen österreichisch- 
J) Reichskanzler an Gesandten von Treutler am 4. Juli. — 2) „Die Auszeich¬ 
nungen des Genmaj. Max Hoffmann", S. 127 f. (5.,6. und 7. Juli 1916). 
3) Ssterr. amtl. Werk, Band V, S. 119. Denselben Gedanken vertrat später 
auch der Reichskanzler, ob aber schon damals, ist nicht bekannt.
	        
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