Nochmalige siegreiche Abwehr bei Varanowieze.
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nördlichen Divisionen, 3. und 4. Landwehr-Division, abgewiesen; kleine
Einbrüche wurden im Gegenstoß beseitigt. Beim ö.-u. XII. Korps unter
General der Infanterie von Henriquez war das nicht überall gelungen. Vei
Skrobowa war die Front eingedrückt. Die Widerstandskraft des Korps,
vor allem der ö.-u. 16. Infanterie-Division, schien so stark gelitten zu haben,
das Generaloberst von Woyrsch Ablösung durch deutsche Truppen für
dringend hielt. Teile der von der Heeresgruppe zur Verfügung gestellten
Z.Reserve-Division wurden in die Front eingeschoben. Bei Skrobowa
wurde auf etwa vier Kilometer Breite die zweite Stellung gehalten. Den
Ernst der Lage ließ Generaloberst von Woyrsch durch seinen Generalstabs-
chef, Oberst Heye, am Abend des 3. Juli klar zum Ausdruck bringen, als
er am Fernsprecher bei General von Falkenhayn Verstärkung bean-
tragte. Dieser konnte nur die erst in der Bildung begriffene 201. Infanterie-
Division in Aussicht stellen. Seine Antwort schloß in Bestätigung der vorher-
gegangenen Ausführungen des Obersten Heye: „Seine Majestät ist über-
zeugt, daß in der Heeresgruppe jeder Mann weiß, daß es sich jetzt auf
allen Fronten um die Kriegsentscheidung handelt, wobei der Einsatz auch
des letzten Bluttropfens von jedem gefordert werden muß". Im übrigen
konnte General von Falkenhayn die Heeresgruppe nur an den Ober-
befehlshaber Ost weisen, der trotz der Kämpfe an der eigenen Front
schon heranführte, was er verfügbar machen konnte'), zunächst die bayerische
Kavallerie-Division und einige kleinere Teile, denen er nunmehr vor allem
drei schwere Batterien folgen ließ.
Der 4. Juli brachte neue russische Anstürme. Bei Darowo, wo der
Feind in die Stellung der 3. Landwehr-Division des Generalmajors Adams
einbrach, gelang es bis zum nächsten Morgen, die Lage wiederherzustellen.
Beim ö.-u. XII. Korps, in das inzwischen deutsche Truppen in Divistons-
stärke eingegliedert waren, wurde schwer gekämpft, der russische Ansturm
aber schließlich doch im wesentlichen aufgefangen. In den folgenden Tagen
erneuerte der Gegner seine Angriffe mit zunehmender Heftigkeit und unter
Einsatz immer neuer Truppen, doch ohne jeden nennenswerten Erfolg.
Bis zum 8. Juli waren auf der an 50 Kilometer breiten Kampffront 8. Zun.
in vorderer Linie bereits 14 russische Divisionen festgestellt. Ihre Angriffe
ließen nach, aber neue schienen in Vorbereitung. Unterdessen erschwerte
das Zurückweichen des Nordflügels der Heeresgruppe Linsingen hinter den
Stochod^) die Gesamtlage. Im Einvernehmen mit dem Oberbefehls-
l)„Famos war die Kameradschaft der Armeen des Ostens untereinander. Luden-
dorff schickte bataillonsweise usw., was er konnte, und wir verabredeten die Hilfe für
Linsingen." — Zuschrift des Gen. Ob. Heye vom 21.Juni 1934.
2) S.501 f.