Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Deutscher Teil. 
i6. Juni. Abteilung Woyrsch abzubefördern. Am 16. Juni wurde er von der Ober - 
sten Heeresleitung zur Äußerung über die Lage aufgefordert: Da 
die geplante russische Offensive gegen den deutschen Teil der Ostfront nach 
österreichisch-ungarischer Ansicht aufgegeben sei, komme in Frage, ob nicht 
eine Entlastung der Front südlich des Pripjet auch durch Offensive aus 
seinem Befehlsbereich heraus möglich erscheine; vom Westen könnten dazu 
allerdings kaum erhebliche Kräfte frei gemacht werden. In der Antwort 
betonte der Oberbefehlshaber Ost, daß die nach Süden verschobenen Kräfte 
des Gegners Abschnitten entnommen seien, aus denen ein Angriff ohnehin 
nicht erwartet werde. Einwandfreie Nachrichten, daß die Garden oder 
Kräfte aus dem vermutlichen Angriffsabschnitt bei Smorgon weggezogen 
würden, lägen bisher nicht vor. Der Gegner habe zwischen Berezyna und 
Narocz-See 480 Bataillone gegen 140 deutsche. Hier bliebe also selbst 
nach Wegziehen einiger russischer Korps doch noch eine solche feindliche 
Überlegenheit, daß jede Wegnahme deutscher Kräfte gewagt sei. Für eine 
eigene Offensive käme bei nur geringem Kräftezuschuß lediglich die Rich¬ 
tung auf Riga in Frage; damit aber sei dem österreichisch-ungarischen Heere 
wenig geholfen. Diese Wirkung sei wohl nur durch Angriff vom Südflügel 
zu erreichen, der aber ohne sehr starken Kräftezuschuß nicht möglich fei. 
Sollte es sich bestätigen, daß die Russen das Schwergewicht ihrer Ope¬ 
rationen an die österreichifch-ungarische Front verlegten, dann sei es 
richtiger, die dadurch an der deutschen Front frei werdenden Kräfte dem 
Bundesgenossen zu unmittelbarer Unterstützung zuzuführen. 
Nachrichten über Schwächung des Gegners vor der eigenen Front 
änderten in den folgenden Tagen die Auffassung des Oberbefehlshabers 
Ost. Er begann die Lage der österreichisch-ungarischen Front als sehr ernst 
w.Zuni. anzusehen. Als General von Falkenhayn am 19.Juni anfragen 
ließ, was er abgeben könne, nahm auch er an, daß der Gegner die „beab- 
sichtigte große Offensive" gegen seine Front aufgegeben habe. Er bot die 
107. Infanterie-Division und die bereits als Reserve der Obersten Heeres- 
leitung bereitgestellte S.Referve-Division, zwei Tage darauf auch noch die 
22. Infanterie-Division an. Um aber zu bemessen, wie weit er die eigene 
Front schwächen dürfe, bat er auch um Unterrichtung über die Gefamtlage. 
21.J«ni. General von Falkenhayn entsprach diesem Wunsche am 21.Juni, 
indem er ausführte'): Die Entscheidung liege nach wie vor im Westen. 
Im Osten müsse man sich einrichten. Dazu gehöre in erster Linie, daß 
man die österreichisch-ungarische Front wieder zum Stehen bringe, und 
zwar zunächst bei Luck. Ob und wie später gegen die Bukowina verfahren 
') Wortlaut 6.320.
	        
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