Full text: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Verzögerung des Gegenangriffs. Ausweichen der ö.-u. 1. Armee. 
469 
auf die Linie Lopuszno—Radziwillow—Veresteczko zurückzugehen. General- 
oberst von Linsingen war unter den gegebenen Umständen einverstanden 
gewesen, hatte aber die Erwartung ausgesprochen, daß die Armee ihre Stel- 
lungen nunmehr halte, denn der Gegner sei ihr an Zahl kaum überlegen. 
Für die Mitwirkung beim Gegenangriff schien jetzt nur noch ihr äußerster 
linker Flügel in Frage zu kommen; das waren die soeben bei Stojanow 
eingetroffene ungarische 61. Infanterie-Division und zwei Kavallerie-Divi- 
sionen. Auch die 4. A r m e e, die trotz Auffüllung nur die Gefechtsstärke 
eines Korps besaß, gab von neuem nach und stand am Abend des 15. Juni 
etwa sechs Kilometer westlich von Lokaeze und Kistelin. Inzwischen war 
aber das X. Armeekorps soweit ausgeladen, daß Generaloberst von Lin- 
singen den Angriffsbeginn auf den 16. Juni festgesetzt hatte; sein Haupt- 
quartier hatte er dazu am 14. Juni nach Kowel vorverlegt. Cr wollte, 
wie er an diesem Tage der Obersten Heeresleitung meldete, mit der „Stoß- 
gruppe Marwitz" (vier Divisionen) von Nordwesten, mit der ö.°u. 4. Armee 
von Westen, mit den drei österreichisch-ungarischen Kavallerie-Divisionen 
und der ungarischen 61. Insanterie-Division von Südwesten angreifen. 
Demgegenüber regte General von Falkenhayn in Anlehnung an seine 
bereits am 12. Juni geäußerten Bedenken an, doch die ganze ö.°u. 1. Armee 
und das ö.-u. II. Korps in die Angriffsfront einzubeziehen. Wenn ihr 
Druck auch nur schwach sein könne, so würde er doch Nutzen bringen, nach- 
dem nunmehr starke russische Kräfte nach Westen vorrückten und mit dem 
Angriff der Gruppe Marwitz voraussichtlich frontal zusammenstoßen würden. 
Generaloberst von Linsingen ergänzte seinen Plan dementsprechend. 
6) Die russische Führung vom 4. bis 16. Juni. 
Skizze 25. 
Die zunächst nur als Ablenkung gedachte Offensive der russischen «ts «. I«»t. 
Südwest front hatte an der Hauptangriffsstelle, bei der 8. Armee, 
in der Richtung auf Luck bereits am 6. Juni Erfolge gezeitigt, die alle 
Erwartungen weit übertrafen. Vis zum Mittag dieses Tages zählte man 
über 46 006 Gefangene, 77 Geschütze und 134 Maschinengewehre als Beute. 
Bei der 11., 7. und 9. Armee fehlte zunächst ein größerer sichtbarer Erfolg. 
Ebenso war der Versuch fehlgeschlagen, auf dem Nordflügel der 8. Armee 
für größere Kavalleriekörper den Weg über Maniewicze auf Kowel zu 
bahnen. In ihrer Gesamtheit hatten die Nebenangriffe aber doch wesentlich 
dazu beigetragen, österreichisch-ungarische Reserven von der Haupteinbruchs- 
stelle fernzuhalten oder geradezu wegzuziehen. 
Nach und nach erlahmte aber die Stoßkraft der 8. Armee. Es fehlte Bt» ». Juni, 
an Kräften, den Erfolg bei Luck — wie es angesichts des völligen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.