Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Brussilow-Offensive. 
s.Z«ni. Für die Heeresgruppe Linsingen versuchte Generaloberst von Conrad 
in erster Linie deutsche Verstärkungen zu erhalten. Cr ließ das Heeres- 
gruppenkommando wissen, daß es ohne österreichisch-ungarische Hilfe aus- 
kommen müsse. Um 10^ abends drahtete er an General von Falkenhayn: 
„Bisher erzielten die Russen Erfolge an einem Frontteile unserer 7.Armee 
südlich des Dniester und heute auch westlich und südwestlich von Rowno 
gegenüber der 4. Armee". Die örtliche Überlegenheit des Feindes südlich 
des Dniester und die Wichtigkeit dieses unmittelbar an Rumänien gren- 
zenden Abschnittes zwinge dazu, die verfügbaren Reserven dorthin zu 
senden. Auf Grund der Unterredung vom 24. Mai^) ersuche er zunächst, 
verfügbare Kräfte, womöglich von der deutschen Ostfront, über Kowel der 
Heeresgruppe Linsingen zuzuführen. Auch könne die Versammlung starker 
russischer Kräfte bei Tarnopol demnächst die Bitte um Verstärkung für die 
Deutsche Südarmee notwendig machen. 
Roch ohne Kenntnis von dem Umfang und der verhängnisvollen Aus- 
Wirkung des russischen Einbruchs bei der ö.-u. 4. Armee war General 
von Falkenhayn zunächst der Ansicht, daß die österreichisch- 
ungarische Heeresleitung ohne deutsche Hilfe auskommen müsse. In seiner 
Antwort wies er darauf hin, daß nach der Verabredung vom 24. Mai nur 
dann deutsche Kräfte zugeführt werden sollten, wenn der Gegner größere 
Verschiebungen von Norden nach Galizien vorgenommen habe. Zur Zeit 
sei das nicht der Fall; der Russe stehe vielmehr mit dreifacher Überlegenheit 
der deutschen Ostfront vollkommen angriffsbereit gegenüber. Er empfehle, 
angesichts der Meldung der Südarmee, daß sich das feindliche Feuer in 
mäßigen Grenzen gehalten habe und vor der Mitte der Armee Truppen 
im Wagenverkehr nach rückwärts beobachtet worden seien, dort die deut- 
sehen Kräfte abzulösen und der ö.-u. 4. Armee zuzuführen. Darüber hinaus 
ließ er durch General von Cramon darauf hinweisen, daß bei dem 
Mangel an verfügbaren deutschen Reserven nur übrigbleibe, Truppen von 
der italienischen Front einschließlich Südtirols zu nehmen. Das sei bitter, 
er sehe aber keinen anderen Ausweg. Verschiebe der Gegner Teile seiner 
Kräfte von der deutschen Ostfront nach Süden, so werde er nicht zögern, 
auch deutsche Truppen zur Unterstützung zu senden. 
Während diese Entscheidung fiel, hatte Generaloberst von L i n ° 
singen seine Abendmeldung an die deutsche Oberste Heeresleitung durch 
die Darlegung ergänzt, daß die ö.-u. 4. Armee zum Teil panikartig und 
unter schwersten Verlusten zurückgeflutet sei, obgleich der Feind bisher 
anscheinend nur das VIII. Korps und drei Kavallerie-Divisionen als Ver- 
stärkungen eingesetzt habe. Durch Heranführung einer zusammengesetzten 
») S. 443 f.
	        
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