Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Schlimme Rachrichten von der ö.*u. 4. Armee. 
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fanterie-Division, aus der ersten und zum Teil auch aus der zweiten Stel- 
lung geworfen hatte. Die Armeereserven (11. und 13. Infanterie-Division) 
waren bereits in den Rückzug verstrickt, der mit sämtlichen vier Divisionen 
erst in der nur dürftig ausgebauten dritten und letzten Stellung zum Stehen 
kam. Damit war die Front auf einer Breite von rund 25Kilometern ein¬ 
gestoßen und bis zu sechs Kilometern zurückgedrängt. Die Truppen hatten 
schwere Einbuße erlitten; einzelne Regimenter sollten überhaupt nicht mehr 
zählen, andere 40 bis 50 vom Hundert ihrer Gefechtsstärke verloren haben. 
Im Hinblick auf die Größe der Verluste sowie auf den „erschütterten seelischen 
Zustand der Truppen und ihrer Führer") war sogar weiteres Standhalten 
fraglich. Die 4. Armee hatte keine nennenswerten Reserven mehr, die 
Heeresgruppe nur noch die halbe österreichische 45. Infanterie-Division 
hinter dem Nordflügel dieser Armee. Generaloberst von Linsingen setzte 
sie nach Süden in Marsch und befahl der Armeegruppe Gronau, fünf 
Bataillone mit der Bahn über Vrest-Litowsk—Kowel herzusenden. Aus 
diesen Truppen und Artillerie der ö.-u. 4. Armee sollte eine neue Division 
zusammengesetzt werden, die aber nicht vor dem 7. Juni hinter der Einbruchs- 
stelle bereit sein konnte. Inzwischen wurde das 4. Armeekommando gemahnt, 
die Truppen durch persönliche Einwirkung auf die unteren Führer nunmehr 
zum Stehen zu bringen und Rücksicht auf die Nachbargruppen zu nehmen; 
nur dann sei von der Heranführung der Reserven Erfolg zu erwarten. 
Die gleichzeitigen ernsten Kämpfe bei der ö.-u. 7., 1. und 4. Armee 
hatten — wie sich schon jetzt ergab — nicht nur Geländeverluste, sondern, 
was viel schwerer wog, ganz erhebliche Abgänge an Menschen und 
Material gebracht. Generaloberst von Conrad stand vor schweren 
Entscheidungen. Noch drei Divisionen waren verfügbar, je eine hinter der 
Deutschen Südarmee und hinter der ö.-u. 2.Armee, sowie die bereits nach 
Süden in Marsch gesetzte ö.-u. 25. Infanterie-Division der 1. Armee. Die 
Lage dieser Armee schien schwieriger zu sein als die der 7. Armee, die den 
Feind am 5. Juni im wesentlichen abgewehrt und auch noch die Möglich- 
keit hatte, sich im eigenen Vereich neue Reserven zu schaffen. Dagegen 
schien die 1. Armee, die bei Sopanow schwere Verluste erlitten hatte, durch 
das Eintreffen neuer feindlicher Kräfte bei Krzemieniec besonders bedroht. 
Generaloberst von Conrad entschloß sich daher, die ö.-u. 25. Infanterie- 
Division der Heeresgruppe Vöhm-Ermolli für den Fall des dringenden 
Bedarfs zum Einsatz bei der 1. Armee freizugeben, nach den Erfahrungen 
bei der 4. Armee mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß diese Division nur 
einheitlich verwendet werden dürfe. 
') Österr. amtl. Werk, Band IV, S. 387.
	        
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