Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Russische Märzoffensive. 
Bis Anfang gegen Rußland bis auf weiteres nur Abwehr in Frage"). In der Be- 
März, sprechung vom 3. Februars waren darüber beide Generalstabs- 
chefs einig. 
Andererseits hatte der Oberbefehlshaber Ost die Hoffnung 
nicht aufgegeben, daß sich im Rahmen der Gesamtlage auch ihm nochmals 
die Möglichkeit zu offensiver Betätigung bieten werde. Im Stillen bereitete 
er schon seit Anfang Dezember ein Unternehmen über die untere Düna 
vor'). Cs sollte dem linken Heeresflügel bessere Stellungen und eine Ver- 
kürzung der Front um fast 50 Kilometer, daneben den Besitz der großen 
Stadt Riga bringen. Am 29. Januar trug General Ludendorff diesen Plan 
General von Falkenhayn in Lida vor, der jedoch die dazu nötigen 
Verstärkungen nicht in Aussicht stellen konnte. Trotzdem fühlte sich der 
Oberbefehlshaber Ost — wie er am 4. Februar schrieb — verpflichtet, auf 
die Frage zurückzukommen. Er wies darauf hin, daß eine taktische Not- 
wendigkeit für den Angriff allerdings nicht vorliege. Dieser würde einen 
Kräftezuschuß von sieben bis acht Divisionen nebst starker Artillerie 
erfordern. Die Durchführung hänge vom Eintritt trockener Witterung ab. 
General von Falkenhayn stand dem Vorhaben angesichts der Gesamtlage 
ablehnend gegenüber, behielt sich aber die Entscheidung, ähnlich wie für 
alle Valkan-Angriffspläne") bis Mitte März vor. 
Inzwischen trat am 5. März die Marine mit dem Plane an die 
Oberste Heeresleitung heran, die den Rigaer Meerbusen abschließenden 
Inseln Osel und Moon in Besitz zu nehmen^); für sie bedeutete das eine 
„Unternehmung größten Stils" und entsprechende Vorbereitungen. An 
Landstreitkräften seien ein bis zwei Divisionen und starke schwere Artillerie 
erforderlich. Die beste Zeit sei gleich nach dem Aufgehen des Eises, also 
etwa Mitte April. Zur Stellungnahme aufgefordert, sprach sich der O b e r - 
befehlshaber Ost zustimmend aus, wenn auch die nötigen Land- 
truppen (eine Division und schwere Artillerie) an der Festlandsfront nicht 
leicht zu entbehren seien. Vorbedingung sei, daß die Flotte die Seeherrschaft 
in der Ostsee und die gesicherte Verbindung zu den Inseln gewährleiste. 
Deren Besitz werde von besonderer Bedeutung sein, falls auch die vorge- 
fchlagene Operation gegen Riga ernsthaft ins Auge gefaßt werde. Angesichts 
des Kräftebedarfs im Westen und inzwischen vorliegender Anzeichen für 
große russische Angriffe mußten aber alle diese Pläne zurückgestellt werden. 
') S. 7 ff. — -) S. 17,20 und 441. 
s) Major von Fleischmann in der Rächt vom 2./Z. Dez. 1915 und 15. Jan. 1916 
an die ö.°u. Heeresleitung. 
S. 18 ff. 
°) Band VIII, S. 468.
	        
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