Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Neue Divisionen. In Erwartung einer neuen Offensive. 
419 
gewissen Beobachtungen der französischen Front neigte er der Ansicht zu, 
daß die Franzosen sich mit solcher Absicht trügen. Obwohl die Nachrichten- 
abteilung der Obersten Heeresleitung sichere Unterlagen dafür zu haben 
glaubte, daß bei der französischen Armee Mannschaftsmangel eingetreten 
und infolgedessen bei jedem Infanterie-Bataillon eine Kompagnie aufgelöst 
worden sei, ergaben ihre Berechnungen, daß die französische Heeresleitung 
trotz des starken Kräfteeinsatzes und der Verluste auf den beiden Haupt- 
kampffeldern bei Verdun und an der Somme noch immer über ansehnliche 
Reserven frei verfügen könne. General von Falkenhayn wies am 4. August 
die 3. Armee auf die Möglichkeit eines feindlichen Angriffs in der Cham - 
pagne hin. Wahrscheinlicher noch erschien ihm, daß die Franzosen die 
veränderte Haltung der Deutschen im Kampf bei Verdun dort zu einem 
offensiven Gegenschlag großen Stils ausnutzen würden. Ihre seit der Monats- 
wende Juli/August verstärkte Angriffstätigkeit auf dem rechten Maas-Ufer 
deutete er als Einleitung dazu. Am 4. August ließ er die Heeresgruppe 
Deutscher Kronprinz wissen, „es könne kaum ein Zweifel daran bestehen, 
daß es sich um die von unseren Gegnern längst geplante zweite Offensive 
neben derjenigen an der Somme handele. Wir würden uns daher auf 
lange Dauer der Angriffe einrichten müssen". Tags darauf wiederholte er, 
daß die Anzeichen für ein größeres Unternehmen der Franzosen auf dem 
Ostufer sich mehrten. Gleichzeitig teilte er der Heeresgruppe Gallwitz mit: 
„Es liegen ernste Anzeichen vor, daß die Franzosen sich vor der Front der 
2. Armee an Infanterieverbänden und schwerer Artillerie schwächen, um 
an anderer Stelle neue Angriffsversuche zu machen. In Betracht kommt die 
Champagne, vor allem aber Verdun". Die Heeresgruppe ihrerseits sollte 
sich eintretendenfalls auf Abgaben an Infanterie und schwerer Artillerie 
einrichten, wobei natürlich die Sicherung der 1. Armee gegen Rückschläge 
ernster Art Voraussetzung bliebe. 
Die Besorgnisse des deutschen Generalstabschefs vor einer solchen Ver- 
schärfung der Lage erwiesen sich indessen bald als unbegründet. Er glaubte 
die Erklärung darin zu finden, daß die Kräfte des französischen Heeres 
durch den bisherigen Verlauf der Großkämpfe doch zu stark in Anspruch 
genommen seien, um es auf den Versuch eines neuen Durchbruchs an 
dritter Stelle oder eines entscheidungsuchenden Gegenschlages bei Verdun 
ankommen zu lassen. 
Inzwischen hatte sich General von Falkenhayn entschlossen, ,4.August, 
angesichts der scharf gespannten Kriegslage im Osten mit der Obersten 
Heeresleitung nach Pleß zurückzukehren, das er zum Beginn der Verdun- 
Offensive im Februar verlassen hatte. Vorher fand am 14. August eine 
27*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.