Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

ünterseekrieg. — Polnische Legionen. 
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dauernd über den Kanal nach Frankreich gingen, wirksam zu stören. Im 
Marinekorps und im Admiralstab war der Gedanke aufgetaucht, den ganzen 
Kanal zum Kriegsgebiet zu erklären, in dem alle Schiffe, auch unbewaffnete 
Handelsschiffe, warnungslos torpediert werden könnten. General von Fal¬ 
kenhayn begrüßte diese Absicht, weil er von einer Beeinträchtigung des 
feindlichen Kraftzuflusses eine mittelbare Entlastung des schwer kämpfenden 
Westheeres erhoffte. Die politische Leitung indessen hielt die Zustimmung 
des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu einer solchen Sperrung des 
Kanals für ausgeschlossen und sah bei etwaiger Wiederholung des Sussex- 
Falles den Krieg mit Amerika als unvermeidliche Folge. Der Generalstabs- 
chef erklärte daraufhin, „sein Antrag sei nicht der Ausfluß einer solchen Not- 
läge des Landheeres gewesen, die aus sich heraus und mit Herstellung einer 
Kanal-Sperre den Bruch mit Amerika rechtfertigte. Einem solchen würde 
er nur zustimmen bei Anwendung des rücksichtslosen Unterseekrieges auf 
England überhaupt". Am 14. August entschied daraufhin der Kaiser, daß 
die Erklärung einer Kanal-Sperre zu unterbleiben habe'). 
Inzwischen war General von Falkenhayn bei seinem Suchen nach neuen 
Kräften für die Kriegführung am 19. Juli an den Reichskanzler auch mit 
dem Hinweis herangetreten, daß das sehr schnelle Zusammenschmelzen der 
österreichisch-ungarischen Menschenreserven dazu nötige, sich für den' Kampf 
gegen Rußland nach anderer Hilfe umzusehen. Sie scheine sich in der er- 
weiterten Aufstellung polnischer Legionen zu bieten, wie 
sie beim österreichisch-ungarischen Heere bereits bestanden. Die Entscheidung 
dieser Frage zog sich aber hinaus. Polnische Hilfskräfte in größerer Zahl 
waren nach Ansicht des Generalgouverneurs in Warschau, Generalobersten 
von Veseler, nur nach vorheriger Klärung der Zukunft Polens zu erhalten, 
und dazu wiederum waren zunächst noch Verhandlungen mit Wien er- 
forderlich2). 
Mit der am 19.Juli durch Bildung der Heeresgruppe Gall- Aweite 
witz in Kraft tretenden Neuregelung der Vefehlsverhältnifse entsprach 3utiWt<* 
General von Falkenhayn einem aus der Ausdehnung der Kämpfe an der 
Somme entstandenen Bedürfnis. Gegenüber der hereingebrochenen Krise, 
die abzuwenden ihm nicht gelungen war, sah er fortan seine Aufgabe vor- 
wiegend darin, die Kräftewirtschaft so zu regeln, daß die Westfront imstande 
blieb, ohne allzu große Geländeeinbußen die Abwehr zu leisten und dabei 
doch die für den Osten unbedingt notwendigen Kräfte herzugeben. 
*) Marine-Archiv, a. a. O., S. 207 ff. 
2) Die Frage wird zusammenhängend im Bande XI behandelt werden. 
Weltkrieg. X.Band. 97
	        
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