Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Wachsende Schwierigkeit der Gesamtlage. 
415 
und den Gedanken eines offensiven Teilschlages südlich der Somme zur 
Sprache brachte, „rückte Falkenhayn sehr entschieden ab und betonte: Halten, 
halten ist das einzige, worauf es ankommt. Zwar wären eine Menge Divi- 
sionen da, aber viel Schlacke darunter. Seine Stimmung war recht ernst'"). 
In der Tat war der Wandel, den die Gesamtlage von Anfang 
Juni bis Mitte Juli erfahren hatte, für die deutsche Oberste Heeresleitung 
nicht dazu angetan, noch irgendwelche weitreichenden Offensivpläne ins 
Auge zu fassen. Der Maas-Operation hatte ihr auf Entscheidung zielender 
Charakter genommen werden müssen, um wenigstens einige Kräfte für die 
Abwehrschlacht an der Somme frei zu bekommen. In dieser war trotz Zu- 
sührung reichlicher Verstärkungen von anderen Abschnitten ein Stillstand 
im Ansturm der Feinde bisher nicht erzielt worden. Griffen diese jetzt 
an einer dritten Stelle der Westfront an, so mußte die Abwehr äußerst 
schwierig werden. Was die anderen Kriegsschauplätze anlangte, so durfte 
die Front gegen Italien angesichts der erlahmenden Gegenoffensive der 
Italiener in Südtirol im Augenblicke noch als leidlich gesichert angesehen 
werden. Aber gegenüber den Russen gab das Heer des österreichisch-ungari- 
schen Verbündeten fast täglich erschütternde Zeichen, daß sein Kampfwert 
tief gesunken war und innere Zersetzung in bedenklichem Maße um sich griff. 
Aufs neue wurde die Zuführung erheblicher deutscher Verstärkungen aus 
dem Westen zur unabweisbaren Notwendigkeit. Von Mitte Juli bis zum 
Rücktritt des Generals von Falkenhayn Ende August rollten vier vollständige 
Infanterie-Divisionen^), Teile zur Neubildung von vier weiteren Divisionen, 
18 Landsturm-Bataillone und größere Mengen schwerer Artillerie nach dem 
Osten. Nur mit äußerster Mühe gelang es, den völligen Zusammenbruch der 
Verteidigungsfronten in Galizien und am Dniester abzuwenden. Immer 
deutlicher enthüllte sich daneben die Gefahr, daß Rumänien auf Seite der 
Verbandsmächte in den Krieg eingriff. Die Lage der Türkei hatte sich nicht 
günstig entwickelt. Für die Gesamtlage der Mittelmächte machte sich die 
Wirkung der wirtschaftlichen Abschnürung von der Außenwelt immer mehr 
fühlbar. Irgendeine Aussicht, die Blockade zu sprengen, bestand nicht. Die 
Schlacht am Skagerrak hatte trotz ihres glücklichen taktischen Verlaufs 
keinen Zweifel gelassen, daß die Crringung der Seeherrschaft auch von der 
Wiederholung eines solchen entscheidungsuchenden Waffenganges nicht zu 
erwarten war. Der uneingeschränkte Anterseekrieg war für absehbare Zeit 
aufgegeben. England stand nach wie vor unerschüttert im Felde. Auch 
die Annahme, daß Frankreichs militärische und wirtschaftliche Kraft dem 
Erliegen nahegebracht sei, hatte sich als trügerisch erwiesen. 
') von Gallwitz, a.a.O., S.60. — 2) 1., 123., 10. bayer., 117. I. D.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.