Betrachtungen.
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Divisionen rascher, als es sonst der Fall gewesen wäre. Ihre Infanterie
war durchschnittlich nach vierzehntägigem Einsatz so zerschlagen, daß sie
ersetzt werden mußte. Die Generalkommandos (Gruppenkommandos) wurden
im allgemeinen etwa gleichzeitig mit ihren Divisionen, die Divisions-
kommandeure mit ihren Fußtruppen abgelöst.
Die deutsche Truppe sah sich einem tapser angreifenden und zähe
haltenden infanteristischen Gegner sowie einer gewaltigen, durch zahlreiche
Flieger vortrefflich unterstützten Überzahl an Artillerie gegenüber. Trotz-
dem haben sich die eingesetzten Truppenteile aller deutschen Stämme in
aufopfernder Pflichterfüllung zu behaupten gewußt. Eine Fülle von Helden-
taten in hartnäckiger Verteidigung und kühnen Gegenstößen kennzeichnet
die beiden blutigen Monate. Kurze örtliche Gegenstöße hatten meist
Erfolg. Die Versuche, Gelände, das der Feind bereits in der Hand hatte,
durch Gegenangriffe zurückzugewinnen, scheiterten dagegen fast durchweg an
der feindlichen Übermacht und kosteten dann schwere Verluste. Wohl aber
war es oft nur durch Ansetzen solcher Angriffe möglich, den Zusammenhang
in der zerrissenen Front wiederherzustellen. Durch das heftige feindliche
Feuer waren Kampfgräben und Hindernisse in kurzer Zeit fast durchweg
zerstört. Die Truppe lag meist in Granattrichtern. Unterstände fanden
sich vorn nur noch in beschränkter Anzahl, vor allem an Steilhängen und
Ortschaften. Diese wurden damit zu blutig umstrittenen Anklammerungs-
punkten. Mangel an Schlaf, an regelmäßiger Verpflegung und Getränken
stellte neben den Kampfeindrücken und Witterungseinflüssen ungeheure
Anforderungen an Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft von Mann und
Pferd. Die Versorgung Verwundeter war infolge des auch nachts kaum
unterbrochenen feindlichen Feuers äußerst erschwert.
In den Wochen nach dem ersten Einbruch der Gegner
mangelte es zunächst an allem, ausgenommen Ver-
pflegung. Am drückendsten wurde die ungenügende Ausstattung mit
Luftstreitkräften empfunden. Das Fehlen einheitlicher taktischer
Leitung sämtlicher zur Abwehrschlacht vereinigter Fliegerverbände erschwerte
die Ausnutzung ihrer an sich geringen Kampfkraft. Die weit überlegenen
Feinde waren in der Lage, sowohl die Fernaufklärung völlig zu unter-
binden, als auch die Artilleriebeobachtung fast ganz auszuschalten. Der
deutsche Flugzeugeinsatz genügte eben noch für Vilderkundung und Nah-
aufklärung. Für mehrere Divisionen stand nur eine Truppen-Flieger-Abteilung
zur Verfugung, die zumeist auch noch ohne Schutz durch Jagdflieger bleiben
mußte. Denn das Armee-Oberkommando war gezwungen, diese zusammen-
zuhalten, um wenigstens an den bedrohtesten Frontteilen die Aufklärung in
das feindliche Hinterland zu erzwingen. Die damals noch zum Schutze der
Weltkrieg, x. Band. os