Verdun und Somme-Schlacht.
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jetzt erzielten Erfolgen vor Verdun an Kräften gespart werden könne. Aber
auch dieses Mal gelang es General Schmidt von Knobelsdorf, den Chef des
Generalstabes des Feldheeres davon zu überzeugen, daß vorher die beHerr-
schenden Höhen von Souville—Tavannes genommen sein müßten, und daß
die Erreichung dieses Zieles in greifbare Nähe gerückt sei.
Die Zustimmung zu dieser Auffassung brachte General vonFalken-
Hayn gegenüber neuen Anträgen der 2. Armee auf Verstärkungen in
eine schwierige Lage. Dort hielt das feindliche Feuer mit unerhörtem Muni-
tionsaufwand an. Offensichtlich stand der erwartete große Angriff unmittel-
bar bevor. Anmöglich durfte das Kräfteverhältnis der Armee länger in der
bisherigen Ungunst bestehen bleiben. Die Zuweisung von Feld- und schwerer
Artillerie hielt sich gleichwohl in mäßigen Grenzen'). Immerhin begann die
Oberste Heeresleitung nunmehr, aus der 3., 4., 7. Armee und den drei Armee-
Abteilungen schwere Artillerie zu ihrer eigenen Verfügung herauszuziehen.
Im übrigen griff sie aber auch jetzt nicht auf Divisionen ihrer Heeresreserve
zurück, sondern ließ die 3. Armee die 183. Infanterie-Division (ohne Artil-
lerie) und die 7.Armee eine bataillonsweise zusammengesetzte Division (mit
nur einer Feldartillerie-Abteilung) in Marsch setzen. Erst am Abend des
28. Juni teilte der Generalstabschef im Anschluß an eine Unterredung, die 28. Zum.
er an diesem Tage in La Capelle mit General von Velow gehabt hatte, der
2. Armee schriftlich mit, daß sie „im Falle der Gefahr" über die als Heeres-
reserven hinter der Front stehende 12. Reserve- und 22. Reserve-Division
unmittelbar verfügen könne, für Ablösungszwecke aber nur nach vorherigem
Antrag. Das Schreiben schloß: „Welche Schwierigkeiten dem Herausziehen
weiterer Reserven aus anderen Fronten entgegenstehen, habe ich mir bei der
Besprechung heute darzulegen erlaubt."
Als am I.Iuli der englisch-franzöfifche Angriff an 1.3»«.
der Stimme tatsächlich begann, verfügte die 2.Armee an der bedrohten
Front von Monchy au Vois bis zum Avre-Vach insgesamt über 121/2 Divi¬
sionen^) (einschließlich der noch rollenden Abgaben von der 3. und 7. Armee),
die benachbarte 6. Armee aber, bei der eine Bedrohung nicht erkennbar war,
auf nur wenig breiterer Front über immer noch 17% Divisionen mit starker
schwerer Artillerie. „Im Falle der Gefahr" konnte die 2. Armee auf zwei
Divisionen der Heeresreserven zurückgreifen. Abgesehen von diesen, standen
*) S. 344 ff.
2) 2. G. R. D., S2. I.D.; 26., 28.R.D.; 12., 10. bayer.. 121., 11., 35., 36. I. D..
Rordstiigel 2. G. I. D., 185. I. D., Div. Frentz.