Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

292 
Die Oberste Heeresleitung bis zum Beginn der Somme-Schlacht. 
4. März, ville statt, an der der Reichskanzler sowie die Chefs des General- und 
Admiralstabes teilnahmen. Eine Einigung wurde indeffen nicht erzielt. 
General vonFalkenhayn hatte dabei den Standpunkt vertreten'): Des 
Reichskanzlers Ansicht „stehe und falle mit der Prämisse, daß England 
einlenken werde, bevor es völlig außerstand gesetzt sei, den Krieg fortzusetzen. 
Er kenne England und die Engländer genug, um zu wissen, daß das nie 
der Fall sein werde. Der U-Boot-Krieg sei das einzige Mittel, um England 
so zu »schädigen« — er vermied im weiteren Verlauf seiner Deduktionen 
ersichtlich mit vollem Bedacht den Begriff des Aus-die-Knie-Zwingens —, 
daß es friedensbereit würde. Wir kämen deshalb nie um den U-Boot- 
Krieg herum, wenn wir nicht untergehen wollten. Jede Verzögerung seines 
Beginns bedeute einen unwiederbringlichen Schaden. Amerika sei schon 
jetzt unser Feind". Die Aussprache endete damit, daß die Entscheidung 
über den Beginn des uneingeschränkten Unterseekrieges auf Anfang April 
verschoben wurde. Bis dahin sollte die diplomatische Einwirkung auf 
Amerika und die anderen neutralen Staaten nachdrücklich betrieben und 
England durch Untersee-, Minen- und Luftkrieg geschädigt werden. In 
derSache bedeutete dieser Ausgang das Übergewicht 
des Kanzlers über die Vertreter von Marine und 
Heer. 
,s März Großadmiral von T i r p i tz, der zu der Besprechung nicht hinzu- 
gezogen war, sah den Entschluß für so verhängnisvoll an, daß er am 
12. März sein Abschiedsgesuch einreichte. Es fand am IS. März die kaifer- 
liche Genehmigung. Aber auch zwischen dem Obersten Kriegsherrn und 
seinem General st abschef bildete sich ein Gegensatz heraus, der nach 
einer Tagebuchaufzeichnung des Generalobersten von Plessen beim Kaiser¬ 
vortrag am 10. März zu einer „scharfen Auseinandersetzung" führte. Im 
Anschluß daran richtete General von Falkenhayn ein Schreiben an 
den Kaiser, in dem er zunächst auf die Notwendigkeit hinwies, „jede 
wirksame Waffe gegen England selbst einzusetzen, weil nur dadurch der sieg¬ 
reiche Ausgang des Krieges gesichert werden" könne. Die einzige für diesen 
Zweck verfügbare Waffe sei der Unterseekrieg. Für den Chef des General- 
stabes handele es sich daher bei den „für die Fortführung des Gesamtkrieges 
zu unterbreitenden Vorschlägen lediglich darum, festzustellen, ob das U-Boot 
nunmehr zu einer wirksamen Waffe geworden" sei, deren unbeschränkte An- 
Wendung in absehbarer Zeit England entscheidende Schläge versetzen könne. 
Diese Frage habe der Chef des Admiralstabes „nach reiflicher Überlegung 
unbedingt bejaht". Seine Stellungnahme sei daher auch für den General- 
stabschef ausschlaggebend. „Ich erachte es" — so schloß General von Falken- 
0 Brief des Kanzlers an Staatssekretär von Iagow vom 5. März 1916.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.