Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Festhalten am Angriff bei Verdun. 
2SS 
unsicher und von minderer Bedeutung, da schon das Bestehen der Offensiv- 
Möglichkeit uns an unbequeme Gegenmaßregeln bindet. 
„Sodann überschätzt das Armee-Oberkommando unsere eigene Leistungs- 
fähigkeit. Die Annahme, wir wären in der Lage, jederzeit frische hoch- 
wertige Truppen zur Ablösung der bei Verdun verbrauchten und dauernd 
Ersatz an Gerät und Munition wie bisher zu stellen, ist irrig; auch beim 
besten Willen sind wir dazu nicht imstande. Aus diesen Darlegungen 
ergibt sich, daß der dortigen Ansicht, bei Verdun werde das Schicksal der 
französischen Armee entschieden werden, doch nur bedingt beigetreten 
werden darf. 
„Die Hoffnung wird sich erfüllen, wenn es uns gelingt, während der 
absehbaren Zeit, in der wir Menschen, Gerät und Munition noch annähernd 
in dem bisherigen Umfange nachschieben können, Ergebnisse zu erzielen, die 
die Franzosen dauernd unter wirklich fühlbarem Druck halten und sie 
dadurch zwingen, entweder ihrerseits fortgesetzt frische Kräfte bis zu deren 
Erschöpfung einzusetzen oder den nordöstlichen Sektor der Festung Verdun 
aufzugeben. Zu diesem Ende sind aber Fortschritte nötig. Schleppende, 
hin und her wogende Gefechte genügen dazu nicht. Wie überhaupt in jedem 
anderen Falle die dortigen Hoffnungen nicht verwirklicht werden können. 
„Aus alledem folgt zwingend: 
„1. Daß wir jetzt alles daransetzen müssen, um im Kampfgebiet an 
der Maas nach dem bisherigen Angriffsverfahren vorwärtszukommen. 
„2. Daß wir das jetzige Verfahren entschlossen aufgeben, unter mög- 
lichster Kräftebefchränkung zum fchulmäßigen Sappenangriff übergehen und 
an anderer Stelle die Entscheidung suchen müssen, sobald wir erkennen, daß 
auf die bisherige Weise das nötige Ergebnis in absehbarer Zeit nicht mehr 
zu erhoffen ist. Gewiß wird im letzten Falle gesagt werden, wir hätten die 
Schlacht vor Verdun nicht gewonnen. Das wird aber auch jetzt schon gesagt 
und kann und muß in Kauf genommen werden. 
„Gewinnen wir die Schlacht, so steigen unsere Aussichten, den Krieg 
bald zu beenden, sehr. Gewinnen wir sie nicht, so wird, schon nach dem 
bisher Erreichten, das siegreiche Ende zwar verzögert, aber nicht beeinträch- 
tigt, wenn wir uns rechtzeitig entschließen, uns bei 
Verdun nicht nutzlos fest zubeißen, sondern den 
Feinden an anderer Stelle das Gesetz vorzuschreiben. 
In diesem Sinne fällt dem Armee-Oberkommando die unendlich verant- 
wortungsvolle Pflicht zu, sich selbst fortgesetzt über die wahre Lage an der 
Front unterrichtet zu halten und der Obersten Heeresleitung ohne jede 
Nebenrücksicht die Unterlagen für ihre Entschlüsse zu liefern". 
Weltkrieg. X.Band. 19
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.