Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

288 Die Oberste Heeresleitung bis zum Beginn der Somme-Schlacht. 
Bild von den Leistungsmöglichkeiten auf deutscher Seite in bezug auf Ersatz 
an hochwertigen Kampftruppen und Kampfmitteln machte. Im übrigen aber 
verfehlte die Darlegung der Gründe für den bisherigen Verlauf des 
Kampfes und für das Festhalten am Angriffsgedanken offenbar nicht ihren 
Eindruck auf den deutschen Generalstabschef. Vom Fall der Festung selbst, 
der früher das einzige, unaufhaltsam mit aller Kraft anzustrebende Ziel des 
Oberkommandos gewesen war, wurde nicht mehr gesprochen. Es kam ihm 
vor allem darauf an, die „Vernichtung der kampfkräftigen französischen 
Reserven zu vollenden" und sich dazu zunächst einmal in den Besitz des 
beherrschenden Höhengeländes auf dem Ostufer zu setzen. Darin klang ein 
Gedanke an, wie er General von Falkenhayn selbst, wenn auch gewiß unter 
wesentlich anderen Voraussetzungen, seinerzeit bei der Entschlußfafsung für 
den Angriff auf Verdun bewegt hatte. Für seinen Schöpfer schien er 
inzwischen aber angesichts der unerwarteten Gestaltung der Dinge an Über- 
zeugungskraft stark eingebüßt zu haben. Daß er ihm jetzt von anderer Seite 
mit Zuversicht nahegebracht wurde, mag den gesunkenen Glauben an seine 
Richtigkeit aufs neue gestärkt haben. Auf der anderen Seite waren die 
überzeugenden Darlegungen des Oberkommandos geeignet, endgültig die 
künstliche Vorstellung zu beseitigen, als ob es im Belieben der deutschen 
Führung stehe, „die Offensive schnell oder langsam zu führen, sie zeitweise 
abzubrechen oder zu verstärken, wie es ihren Zwecken entspreche'"). Es gab 
in der Tat nur zwei Möglichkeiten: entweder den einmal begonnenen 
Angriff mit dem Nachdruck, der im Vereich des Möglichen lag, durch- 
zuführen, oder ihn stillzulegen. Wenn das Oberkommando in starkem und 
hoffnungsfreudigem Wollen die Wegnahme der Höhen um Souville in bal- 
dige Aussicht stellen zu können glaubte, so durfte von sofortigem Abbruch 
des Angriffs keine Rede sein. Infolgedessen trug General von Falkenhayn 
in den Schlußfolgerungen, die er nunmehr für das künftige Handeln zog, 
dem Standpunkt des Oberkommandos in weitgehendem Maße Rechnung. 
Trotz starker Betonung des eigenen besseren Überblicks und zur Schau ge- 
«.Apru. tragener Cntschlußsicherheit sprach sich in seiner Antwort vom 4. April 
doch eine Art Kompromißlösung aus: 
„Die Ausführungen . . . treffen leider in einigen wesentlichen Punkten 
nicht zu. 
„Zunächst werden die unseren Gegnern an der Westfront für größere 
Offensivunternehmungen zur Verfügung stehenden Kräfte um ein Mehr- 
faches unterschätzt. Die Kräfte reichen zahlenmäßig zweifellos für den 
Versuch einer großzügigen Offensive aus. Ob eine solche gewagt werden 
wird, ist freilich eine andere Frage. Ihre Beantwortung bleibt stets 
-) S. 10.
	        
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