Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Zweifel wegen Weiterführung des Angriffs bei Verdun. 
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sehen werden. Sie erfordert um so größere Beachtung, je mehr deutsche 
Kräfte im Kampfe bei Verdun verbraucht werden und je weniger der Gegner 
dort trotzdem unter kräftig fühlbarem Druck gehalten werden kann. Für 
eine baldige Stellungnahme zu diesen Ausführungen würde ich dank- 
bar sein". 
In seinem bereits am nächsten Tage erstatteten ausführlichen V e ° 31. März, 
r i ch t1) ging der Oberbefehlshaber der 5. Armee KronprinzWilhelm 
von der Auffassung aus, daß die französische Heeresleitung infolge des ihr 
durch den deutschen Angriff bei Verdun aufgezwungenen Kräfteeinsatzes nicht 
mehr imstande sei, größere Operationen an einer anderen Stelle durch- 
zuführen. Er neige daher unbedingt auch weiter der Ansicht zu, daß das 
Schicksal der französischen Armee sich bei Verdun entscheide. Damit liege 
die Aufgabe klar, hier mit allen Mitteln die Vernichtung der kampfkräftigen 
französischen Reserven sowohl durch Einsatz von Mannschaften als von 
Gerät und Munition zu vollenden. Das Schreiben legte dann eingehend 
die Gründe dar, aus denen sich nach den glänzenden Erfolgen der ersten 
Tage der Stillstand in der Angriffsbewegung auf dem Ostufer ergeben 
habe, sah indessen in dem gegenwärtigen Zustand nur eine „Übergangszeit", 
die voraussichtlich auch dem Angriff auf dem Westuser nach einer Reihe 
schöner Erfolge nicht erspart bleiben und dem Feinde Gelegenheit zu Gegen- 
stößen geben würde. Der Oberbefehlshaber war aber fest entschlossen, 
unverrückt an seiner Angriffsabsicht festzuhalten. Der Ostangriff müsse zunächst 
unbedingt so weit geführt werden, daß artilleristisches Zusammenwirken mit 
dem Westangriff gewährleistet sei, also bis zum Höhenrücken Zwischen- 
werk Thiaumont—Fort Tavannes. Rur dadurch könne dem Aufstieg des 
XV. Armeekorps aus der Wosvre-Ebene auf die Eotes der Weg gebahnt 
werden. Auch bestehe durchaus die Aussicht, daß solches Vordringen mit 
den jetzigen Kräften bald gelinge. Dann aber sei Zug um Zug Ersatz der 
abzulösenden durch hochwertige Truppen nötig. Beim Westangriff sollte 
das Ziel des Vorgehens zunächst die Linie Höhe 304—Toter Mann sein. 
Dabei werde sich die feindliche Kraft durch Gegenangriffe schließlich selbst 
erschöpfen. Ein Grund, in den Anstrengungen nachzulassen, liege nicht vor. 
Die französische Offensivkraft werde „bei Verdun gebrochen". 
General von F a l k e n h a y n ersah aus diesem Schreiben, daß das 
Armee-Oberkommando 5 in seiner Beurteilung der Gesamtlage insofern von 
irrigen Voraussetzungen ausging, als es die Wirkung des deutschen 
Angriffs auf den Kräfteverbrauch des französischen Heeres und auf die Ent- 
schlüsse seiner Führung ebensosehr überschätzte, wie es sich ein zu günstiges 
i) Wortlaut S. 141 ff.
	        
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