Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Westfront bis zum Sommer 1916. — 
Verdun. 
nordöstlich von Verdun in die Hand bekommen, so hätte wahrscheinlich der 
Feind das rechte Maas-Aser geräumt oder der Angriff hätte bis zur völligen 
Verdrängung des Gegners bis St. Mihiel aufwärts fortgesetzt werden 
können. Indessen ließ sich bereits aus dem Schreiben des Generals von Fal- 
kenhayn an das Oberkommando vom 16. April entnehmen, daß die dort 
angegebene Linie „Höhe 310—Dorf Marre—Vras—Fleury—Tavannes" 
das äußerste Ziel sei, über das er den Angriff nicht hinausgeführt wissen 
wollte. Damit aber war angesichts der Hartnäckigkeit der feindlichen Gegen- 
angriffe die Frage aufgeworfen, ob man in dieser Linie bleiben könne. 
Offenbar war seitens der Verteidiger von Verdun auch nach Verlust der 
Höhen von Souville und Tavannes nicht nur zäher Widerstand zu erwarten, 
für den ihnen in den Tälern und Wäldern Anklammerungspunkte in Fülle 
zur Verfügung standen, sondern auch weitere Versuche, das Verlorene 
wiederzugewinnen. 
Man mag zweifeln, ob General von Falkenhayn durch das 
Armee-Oberkommando immer so eingehend, unvoreingenommen und allseitig 
unterrichtet worden ist, wie es erforderlich gewesen wäre. Auffallend und 
schwer zu rechtfertigen bleibt trotzdem, daß nicht er selbst sich die 
Unterlagen verschafft hat, die ihm ermöglicht hätten, statt vor- 
sichtiger Anfragen klare Befehle an das Oberkommando zu richten, wie das 
besonders in dem Telegramm vom 24. Juni in die Augen fällt. Dieses 
Handeln mußte bei General Schmidt von Knobelsdorf den Eindruck er- 
wecken, im Grunde wolle auch General von Falkenhayn nichts anderes als 
die Fortführung des Angriffs im Maas-Gebiet, er werde nur von Zeit zu 
Zeit unsicher und müsse daher durch bestimmte Betonung der guten, wenn 
auch nur langsam zu verwirklichenden Aussichten gestützt werden. Denn 
der Chef des Generalstabes der 5. Armee hielt an dem Gedanken, den Angriff 
doch noch zum endlichen Siege zu führen, mit äußerster Entschlossenheit fest. 
Es ist menschlich verständlich, daß ihm, nachdem er einmal den der Armee 
erteilten Auftrag ganz in seinen Willen aufgenommen hatte, unter der ge- 
waltigen, von ihm zu tragenden Arbeitslast die Fähigkeit entglitt, sich 
dauernd Klarheit darüber zu geben, ob es gerechtfertigt sei, selbst im Gegen- 
satz zum eigenen Oberbefehlshaber, der Obersten Heeresleitung gegenüber 
noch immer die Angriffsabsicht zu vertreten. Der Kronprinz hat früher und 
schärfer erkannt, daß Einhalt getan werden müsse. Die Möglichkeit, sich 
— nach einigen Verbesserungen der Stellungen im Vorfelde — verteidi- 
gungsweise zu verhalten, durfte nicht von vornherein als aussichtslos hin- 
gestellt werden. Daß auch die Verteidigung starke deutsche Kräfte bean- 
fprucht haben würde, war allerdings als sicher anzusehen.
	        
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